50. Auszug aus dem Entscheid der Beschwerdekammer in Sachen A. GmbH in Liquidation gegen Bundesanwaltschaft vom 16. November 2005 (BA.2005.9)
Eintretensvoraussetzungen bei der Aufsichtsbeschwerde. Editionsaufforderung vor Hausdurchsuchung; Verhältnismässigkeit. Aufklärung über Einsprache bei Durchsuchung von Papieren.
Art. 28 Abs. 2



Die Beschwerdekammer entscheidet frei, ob sie auf eine Aufsichtsbeschwerde eintreten und welche Folge sie ihr geben will (E. 2).
Gemäss BStP ist eine Editionsaufforderung vor der Hausdurchsuchung weder vorgeschrieben noch erforderlich; der Untersuchungszweck darf durch eine Editionsaufforderung nicht gefährdet werden (E. 3.1). Beim Einsatz ihrer - auch personellen - Ressourcen verfügt die Untersuchungsbehörde über einen ausgesprochen weiten Ermessensspielraum. Ein grosszügiger Einsatz von Ressourcen kann insbesondere im Interesse einer effizienten Durchführung der Hausdurchsuchung geboten sein (E. 3.2).
Bei der Sicherstellung von Unterlagen hat die Vollzugsbehörde den Inhaber der Unterlagen nach einer ersten Grobsichtung über sein Einspracherecht und über das mit Kosten verbundene Siegelungsbzw. Entsiegelungsverfahren aufzuklären (E. 4.14.3).
TPF 2005 190, p.191
Conditions de recevabilité de la plainte à l'autorité de surveillance. Ordonnance de production avant perquisition; proportionnalité. Indication du droit de s'opposer à la perquisition de papiers.
Art. 28 al. 2 LTPF, art. 17, 67 ss. PPF
La Cour décide librement de la recevabilité d'un recours et de la suite à donner à la procédure (consid. 2).
La PPF ne prévoit ni ne prescrit qu'une perquisition soit précédée d'une ordonnance de production; celle-ci ne doit pas mettre en péril le bon déroulement de l'enquête (consid. 3.1). L'autorité d'instruction dispose d'une grande marge de manoeuvre dans l'engagement de ses ressources y compris en personnel; l'engagement de moyens importants peut notamment être requis pour assurer la bonne exécution de la perquisition (consid. 3.2).
Lors de la mise en lieu sûr de documents, l'autorité d'exécution doit, après avoir effectué un premier tri sommaire, aviser le détenteur des documents de son droit d'opposition et le renseigner sur la procédure de mise sous scellés et de levée des scellés, ainsi que sur les frais qui y sont rattachés (consid. 4.14.3).
Condizioni di entrata nel merito in caso di denunzia. Ingiunzione di produzione prima della perquisizione domiciliare; proporzionalità. Informazione sull'opposizione in caso di perquisizione di documenti.
Art. 28 cpv. 2 LTPF, art. 17 e 67 e segg. PP
La Corte dei reclami penali decide liberamente se entrare nel merito di una denunzia e quale seguito darvi (consid. 2).
Secondo la PP, un'ingiunzione di produzione prima della perquisizione domiciliare non è né prescritta né necessaria; lo scopo dell'istruttoria non deve essere messo in pericolo da un'ingiunzione di produzione (consid. 3.1). Per quanto riguarda l'impiego delle proprie risorse anche in termini di personale , l'autorità inquirente dispone di un margine d'apprezzamento particolarmente ampio. Un importante impiego di risorse può essere opportuno in particolare nell'interesse di un'esecuzione efficiente della perquisizione domiciliare (consid. 3.2).
Nell'ambito del sequestro di documenti, dopo una prima visione sommaria l'autorità inquirente deve informare il detentore dei documenti in merito al suo diritto d'opposizione e alla procedura di apposizione dei sigilli e di dissigillamento, la quale comporta delle spese (consid. 4.14.3).
Urteil des Bundesgerichts 1S.52/2005 vom 22. Februar 2006: Auf die Beschwerde wurde nicht eingetreten.
TPF 2005 190, p.192
Zusammenfassung des Sachverhalts:
Im Strafverfahren gegen B. erliess die Bundesanwaltschaft (BA) einen Hausdurchsuchungsbefehl, gemäss welchem bei der A. GmbH in Liquidation eine Durchsuchung durchzuführen war. Zu durchsuchen waren alle der A. GmbH in Liquidation zugänglichen bzw. von ihr benützten Räume und Fahrzeuge. Die A. GmbH in Liquidation verzeichnet ihr Domizil bei der E. AG. Am 18. August 2005 nahmen sieben Beamte der BA und der Bundespolizei gestützt auf den vorgenannten Befehl eine Durchsuchung in den Räumlichkeiten der E. AG vor und beschlagnahmten diverse Gegenstände der A. GmbH in Liquidation. Am 19. August 2005 erhob der Vertreter des Liquidators der A. GmbH in Liquidation gegen die Durchsuchung schriftlich Einsprache im Sinne von Art. 69 Abs. 3

,,1. Der Durchsuchungsbefehl vom 17. August 2005 sei aufzuheben und es sei festzustellen, dass Anordnung und Durchführung der Durchsuchung vom 18. August 2005 rechtswidrig waren.
2.
Die beschlagnahmten Gegenstände seien der Eigentümerin zurück zu geben.
3.
Dieser Beschwerde sei die aufschiebende Wirkung zu erteilen. Die Akten seien bis zum Vorliegen eines rechtskräftigen Entscheides zu versiegeln.
4.
Unter Kostenund Entschädigungsfolge zu Lasten der Beschwerdegegnerin."
Der Beschwerde wurde die aufschiebende Wirkung vorsorglich in dem Sinne erteilt, als die Unterlagen zu versiegeln waren, falls dies noch nicht geschehen sein sollte.
Die Beschwerdekammer trennte das Beschwerdeverfahren und behandelte die Eingabe der A. GmbH in Liquidation als Aufsichtsbeschwerde, soweit sie Anordnung und Vorgehen der BA bei der Hausdurchsuchung zum Gegenstand hatte. Die vorsorglich angeordnete Versiegelung wurde aufrechterhalten und die BA angewiesen, unverzüglich das Entsiegelungsverfahren
TPF 2005 190, p.193
einzuleiten (siehe auch Entscheid der Beschwerdekammer in Sachen E. AG gegen BA vom 16. November 2005, BB.2005.100).
Aus den Erwägungen:
2. Die Aufsichtsbeschwerde ist kein Rechtsmittel im eigentlichen Sinn, da sie nicht auf Aufhebung oder Abänderung eines bestimmten Entscheids zielt. Sie dient im Prinzip dazu, die übergeordnete Aufsichtsbehörde zu veranlassen, von ihrer Aufsichtsund Disziplinargewalt Gebrauch zu machen, und ist ein subsidiärer Rechtsbehelf: Sie ist nur gegeben, wenn kein anderes, ordentliches oder ausserordentliches Rechtsmittel zur Verfügung steht. Ein Rechtsanspruch auf materielle Behandlung einer Aufsichtsbeschwerde besteht nicht. Die Aufsichtsbehörde entscheidet frei, ob sie auf eine entsprechende Beschwerde eintreten und welche Folge sie ihr geben will. Gemäss konstanter Rechtsprechung wird nur auf Beschwerden eingetreten, welche einen offensichtlichen Verstoss gegen klare Bestimmungen oder wesentliche Verfahrensvorschriften zum Gegenstand haben, oder wenn eine wiederholte oder mutmasslich wiederholte Zuwiderhandlung gegen klare materielle oder formelle Vorschriften vorliegt, mithin eine Situation, welche in einem Rechtsstaat auf Dauer nicht geduldet werden kann. Mittels Aufsichtsbeschwerde können hingegen nicht partikuläre oder isolierte Fragen zur Sprache gebracht werden (vgl. Entscheid des Bundesstrafgerichts BA.2005.1 vom 23. Mai 2005 mit zahlreichen Hinweisen; VPB 68.46).
3.
3.1 Die Beschwerdeführerin macht geltend, die Durchsuchung als solche sei unnötig gewesen, da die für das Ermittlungsverfahren notwendigen Unterlagen gemäss Art. 65



TPF 2005 190, p.194
dass der Beschuldigte sich darin verborgen hält, oder dass sich Beweisgegenstände oder Spuren des Vergehens darin befinden. Gemäss Art. 71


SR 312.0 Codice di diritto processuale penale svizzero del 5 ottobre 2007 (Codice di procedura penale, CPP) - Codice di procedura penale CPP Art. 144 Interrogatorio per videoconferenza - 1 Il pubblico ministero e l'autorità giudicante possono procedere a un interrogatorio per videoconferenza se la comparizione personale dell'interrogando non è possibile o lo è soltanto con grande dispendio. |
3.2 Im weitern wird die Durchführung der Durchsuchung als unverhältnismässig gerügt, insbesondere die Anzahl der eingesetzten Beamten. Diese seien ohne weiteres als Untersuchungsbeamte zu erkennen gewesen, da sie ihre Ausweise vor der Brust getragen hätten; ein Beamter habe sich gar mit verschränkten Armen an den Eingang der Geschäftsräume gestellt, als ob er die Flucht von Mitarbeitern habe verhindern wollen. Die BStP enthält keine Vorschriften, welche im Sinne der vorstehend wiedergegebenen Rügen klare Anweisungen für die Durchführung einer Hausdurchsuchung geben würden. Grundsätzlich ist jedoch die Privatsphäre des Betroffenen bei der
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Durchsuchung soweit wie möglich zu wahren (vgl. Art. 67 Abs. 3

SR 312.0 Codice di diritto processuale penale svizzero del 5 ottobre 2007 (Codice di procedura penale, CPP) - Codice di procedura penale CPP Art. 144 Interrogatorio per videoconferenza - 1 Il pubblico ministero e l'autorità giudicante possono procedere a un interrogatorio per videoconferenza se la comparizione personale dell'interrogando non è possibile o lo è soltanto con grande dispendio. |

SR 312.0 Codice di diritto processuale penale svizzero del 5 ottobre 2007 (Codice di procedura penale, CPP) - Codice di procedura penale CPP Art. 144 Interrogatorio per videoconferenza - 1 Il pubblico ministero e l'autorità giudicante possono procedere a un interrogatorio per videoconferenza se la comparizione personale dell'interrogando non è possibile o lo è soltanto con grande dispendio. |

SR 312.0 Codice di diritto processuale penale svizzero del 5 ottobre 2007 (Codice di procedura penale, CPP) - Codice di procedura penale CPP Art. 144 Interrogatorio per videoconferenza - 1 Il pubblico ministero e l'autorità giudicante possono procedere a un interrogatorio per videoconferenza se la comparizione personale dell'interrogando non è possibile o lo è soltanto con grande dispendio. |

3.3 Zusammenfassend erweisen sich die bisher geprüften Rügen der Beschwerdeführerin als unbegründet. Es liegt weder ein offensichtlicher Verstoss gegen klare Bestimmungen oder wesentliche Verfahrensvorschriften noch eine wiederholte Zuwiderhandlung gegen klare materielle oder formelle Vorschriften vor. Der Beschwerde ist insoweit keine Folge zu geben. (...)
4.1 Die Durchsuchung von Papieren ist mit grösster Schonung der Privatgeheimnisse und unter Wahrung des Berufsgeheimnisses im Sinne von Art. 77

SR 312.0 Codice di diritto processuale penale svizzero del 5 ottobre 2007 (Codice di procedura penale, CPP) - Codice di procedura penale CPP Art. 144 Interrogatorio per videoconferenza - 1 Il pubblico ministero e l'autorità giudicante possono procedere a un interrogatorio per videoconferenza se la comparizione personale dell'interrogando non è possibile o lo è soltanto con grande dispendio. |

SR 312.0 Codice di diritto processuale penale svizzero del 5 ottobre 2007 (Codice di procedura penale, CPP) - Codice di procedura penale CPP Art. 144 Interrogatorio per videoconferenza - 1 Il pubblico ministero e l'autorità giudicante possono procedere a un interrogatorio per videoconferenza se la comparizione personale dell'interrogando non è possibile o lo è soltanto con grande dispendio. |
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womöglich Gelegenheit zu geben, sich vor der Durchsuchung über ihren Inhalt auszusprechen. Erhebt er gegen die Durchsuchung Einsprache, so werden die Papiere versiegelt und verwahrt. In diesem Falle entscheidet der Richter über die Zulässigkeit der Durchsuchung (Art. 69 Abs. 3

4.2 Die von den Gesellschaftern F. und G. gebildete Beschwerdeführerin wurde durch Gesellschafterbeschluss vom 5. April 2005 aufgelöst. F. zeichnet seit 26. April 2005 als Liquidator mit Einzelunterschrift, während G. zwar noch Gesellschafter ist, aber keine Zeichnungsberechtigung mehr hat. Andere zeichnungsberechtigte Personen sind nicht im Handelsregister eingetragen. Die Gesellschaft kann daher grundsätzlich nur durch die Handlungen und das Verhalten ihres Liquidators verpflichtet werden (Art. 55 Abs. 1

SR 210 Codice civile svizzero del 10 dicembre 1907 CC Art. 55 - 1 Gli organi della persona giuridica sono chiamati ad esprimerne la volontà. |
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1 | Gli organi della persona giuridica sono chiamati ad esprimerne la volontà. |
2 | Essi obbligano la persona giuridica così nella conclusione dei negozi giuridici, come per effetto di altri atti od omissioni. |
3 | Le persone che agiscono sono inoltre responsabili personalmente per la loro colpa. |

SR 210 Codice civile svizzero del 10 dicembre 1907 CC Art. 55 - 1 Gli organi della persona giuridica sono chiamati ad esprimerne la volontà. |
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1 | Gli organi della persona giuridica sono chiamati ad esprimerne la volontà. |
2 | Essi obbligano la persona giuridica così nella conclusione dei negozi giuridici, come per effetto di altri atti od omissioni. |
3 | Le persone che agiscono sono inoltre responsabili personalmente per la loro colpa. |

SR 220 Parte prima: Disposizioni generali Titolo primo: Delle cause delle obbligazioni Capo primo: Delle obbligazioni derivanti da contratto CO Art. 823 - 1 La società può, per gravi motivi, chiedere al giudice l'esclusione di un socio. |
|
1 | La società può, per gravi motivi, chiedere al giudice l'esclusione di un socio. |
2 | Lo statuto può prevedere che l'assemblea dei soci ha diritto di escludere un socio per determinati motivi. |
3 | Le disposizioni concernenti il recesso adesivo non sono applicabili in caso di esclusione. |

SR 220 Parte prima: Disposizioni generali Titolo primo: Delle cause delle obbligazioni Capo primo: Delle obbligazioni derivanti da contratto CO Art. 739 - 1 Finché non siano regolati anche i rapporti con gli azionisti, la società che entra in liquidazione conserva la personalità giuridica e la ditta, quest'ultima tuttavia con l'aggiunta «in liquidazione». |
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1 | Finché non siano regolati anche i rapporti con gli azionisti, la società che entra in liquidazione conserva la personalità giuridica e la ditta, quest'ultima tuttavia con l'aggiunta «in liquidazione». |
2 | Con l'inizio della liquidazione, i poteri degli organi sociali sono limitati agli atti che sono necessari alla liquidazione medesima e che per la loro natura non possono essere eseguiti dai liquidatori. |
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chung auf G. verwiesen, da sich die gesuchten Dokumente in dessen Büro befunden hätten. Die Durchsuchung der Papiere sei daher unterbrochen und später in Anwesenheit von G. durchgeführt worden, welcher die beschlagnahmten Dokumente übergeben habe. Diese Darstellung wird durch den Ausführungsbericht der Bundeskriminalpolizei vom 23. August 2005 gestützt. Darin wird insbesondere festgehalten, dass F. vor Verlassen der Lokalitäten G. über die Anwesenheit der Beschwerdegegnerin informiert und diese darum ersucht habe, auf jeden Fall auf die Ankunft von G. zu warten. Bei dieser Sachlage ist davon auszugehen, dass F. an G. den Auftrag und die Vollmacht erteilte, die Beschwerdeführerin anlässlich der Durchsuchung zu vertreten. Die Beschwerdeführerin bestreitet denn auch nicht, dass G. bei der Durchsuchung anwesend war; ihre Rüge, sie sei nicht vertreten und damit nicht anwesend gewesen, erweist sich somit als unbegründet. G. konnte demnach für die Beschwerdeführerin im Rahmen des ihm erteilten Auftrags handeln und damit namens der Beschwerdeführerin grundsätzlich auch Einsprache im Sinne von Art. 69 Abs. 3

4.3 Die Beschwerdegegnerin macht unter Hinweis auf den erwähnten Ausführungsbericht der Bundeskriminalpolizei samt Beilagen geltend, dass weder F. beim Verlassen der Räumlichkeiten noch G. am Schluss der Durchsuchung Einsprache im Sinne von Art. 69 Abs. 3


SR 312.0 Codice di diritto processuale penale svizzero del 5 ottobre 2007 (Codice di procedura penale, CPP) - Codice di procedura penale CPP Art. 144 Interrogatorio per videoconferenza - 1 Il pubblico ministero e l'autorità giudicante possono procedere a un interrogatorio per videoconferenza se la comparizione personale dell'interrogando non è possibile o lo è soltanto con grande dispendio. |
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eine Sichtung und Kenntnisnahme abwenden kann. Besteht die Behörde auf der Durchsicht der Papiere und beharrt der Inhaber auf seiner Weigerung, so muss er ungesäumt die Versiegelung verlangen (vgl. HAUSER/SCHWERI/ HARTMANN, a.a.O., S. 353). F. war während der Durchsuchung nicht zugegen, weshalb er sich nicht im vorerwähnten Sinne über den Inhalt der Dokumente aussprechen konnte. Das Argument, er habe vor Verlassen der Räumlichkeiten bzw. zu Beginn der Durchsuchung keine Einsprache erhoben, stösst demnach ins Leere. Sodann steht nicht fest, dass G. im Sinne von Art. 69 Abs. 3


SR 312.0 Codice di diritto processuale penale svizzero del 5 ottobre 2007 (Codice di procedura penale, CPP) - Codice di procedura penale CPP Art. 144 Interrogatorio per videoconferenza - 1 Il pubblico ministero e l'autorità giudicante possono procedere a un interrogatorio per videoconferenza se la comparizione personale dell'interrogando non è possibile o lo è soltanto con grande dispendio. |


4.4 Nachdem eine wesentliche Verfahrensvorschrift verletzt wurde, erweist sich die entsprechende Rüge der Beschwerdeführerin als begründet. (...)