98 Prozessreeht. N° 13.

rechtskräftigen Entscheid der tschecho slowakischen Gerichte die
Unzuständigkeit derselben festgestellt ist.

Das Bundesgericht zieht in Erwägung :

Die Vorinstanz hat gestützt auf eine ihr von der Prager Justizdirektion
erteilte Rechtsauskunft angenommen, dass die Prager Gerichte für die
vorliegenden Klagen unzuständig seien. ln seiner zivilrechtlichen
Beschwerde führt der Beklagte aus, er mache die Auffassung der
Vorinstanz zu seiner eigenen, dass die Klägerin zu beweisen habe,
dass die Gerichte des Staates, in welchem die Scheidung ausgesprochen
wurde, sich unzuständig erklären ; dagegen sei für ihn unerfindlich,
wie die Vorinstanz zum Schluss komme, es sei gestützt auf die erwähnte
Rechtsauskunft davon auszugehen, dass die Prager Gerichte für die
vorliegende Klage unzuständig seien, indem dadurch kein Beweis
dafür geleistet sei, dass die Prager Gerichte ihr Forum für die'
Entscheidung der vorliegenden Fragen schliesse. Nicht nur rügt also der
Beschwerdeführer nicht etwa eine unrichtige Auslegung des ZiererhG,
sondern er anerkennt die Auslegung desselben durch die Vorinstanz
ausdrücklich als richtig und beschränkt sich darauf geltend zu machen,
die Vorinstanz habe einen nach ausländischem Recht zu beurteilenden
Präjudizialpunkt unrichtig entschieden. Indessen gilt nach Art. 94 OG
für die zivilrechtliche Beschwerde wie für die Berufung (vgl. Art. 57
OG), dass dem Bundesgericht die Nachprüfung der Anwendung kantonalen
und ausländischen Rechtes entzogen ist, es also die Entscheidungen der
kantonalen Gerichte über in Anwendung kantonalen oder ausländischen
Rechts zu beurteilende Präjudizialpunkte hinzunehmen hat. Muss es somit
bei dem Ausgangspunkte des angefochtenen Urteils sein Bewenden haben,
dass die Gerichte der Heimat der Parteien zur Beurteilung der mit den
vorliegenden Klagen geltend gemachten Ansprüche nicht zuständig sind, so
lässt sich nach eigener Auffassung desProzessrecht. N° 16. 99 Beklagten
die Zuständigkeit der Zürcher Gerichte für die vorliegenden Klagen
in Anwendung des ZiererhG nicht verneinen. Freilich hat der Beklagte
am Schluss seiner Beschwerdeschrift noch ausgeführt: Mit STAUFFER
(Ehescheidungsgerichtsstand, S. 103) sind auch wir der Auffassung, dass
notwendige Voraussetzung für die Zuständigkeit der schweiz. Gerichte zur
Beurteilung der Nebenfolgen der Ehescheidung der schweiz. Gerichtsstand
für die Ehescheidung selbst sein müsse. Ein solcher fehlt aber , weil
nämlich die Tschechoslo-wakei den schweizerischen Gerichtsstand für die
Scheidung ihrer Staatsangehörigen nicht anerkenne. Allein mit dieser
Bemerkung, die lediglich der übrigen Beschwerdebegrüudung beiläufig
angehängt und nicht etwa als besonderer Angriffspunkt vorgebracht ist, hat
der Beklagte der Klägerin den Zürcher Gerichtsstand offenbar nicht auch
für den Fall verschliessen wollen, dass ihr der heimatliche Gerichtsstand
verschlossen sei; denn dies stünde ja geradezu im Widerspruch zu
seinem eingangs eingenommenen Standpunkt. Dass aber der heimatliche
Gerichtsstand der Klägerin verschlossen sei, ist nach dem Ausgeführten
von der Vorinstanz für das Bundesgericht verbindlich festgestellt worden.

Demnach erkennt das Bundesgericht: Die Beschwerde Wird abgewiesen.

16. Auszug aus dem Urteil der II. Zlvilabteilung vom 21. April 1926
i. S. Maurer gegen Haaren Nichteintreten auf die Berufung eines
Bevormundeten. For-

malien der Berufungserklärung. ZGB Art. 19 und 407; OG Art. 65 und 67.

Der bevormundete Beklagte ist ohne Mitwirkung seines Vormundes zur
Berufung gegen das angefochtene Urteil nicht befugt. Das Begehren um
Zusprechung des ausser--

100 Eisenbahnhaftpflieht. N° 17.

ehelichen Kindes der Klägerin mit Standesfolgen, dem gegenüber er sich
als einer höchstpersönlichen Angelegenheit selbständig hätte zur Wehr
setzen können (BGE 51 II 478 Erw. 2), ist von der Vorinstanz abgewiesen
worden und vor Bundesgericht nicht mehr streitig. Vor dem Bundesgericht
stehen daher nur noch die rein vermögensrechtlichen Ansprüche der
Klägerin auf Entschädigung und Unterhaltsbeiträge zur Entscheidung. Die
Berufniigserklärung ist mithin, da sie nicht vom gesetzlichen Vertreter
des Beklagten ausgegangen ist, rechtsunwirksam (Art. 19
SR 210 Schweizerisches Zivilgesetzbuch vom 10. Dezember 1907
ZGB Art. 19 - 1 Urteilsfähige handlungsunfähige Personen können nur mit Zustimmung ihres gesetzlichen Vertreters Verpflichtungen eingehen oder Rechte aufgeben.14
1    Urteilsfähige handlungsunfähige Personen können nur mit Zustimmung ihres gesetzlichen Vertreters Verpflichtungen eingehen oder Rechte aufgeben.14
2    Ohne diese Zustimmung vermögen sie Vorteile zu erlangen, die unentgeltlich sind, sowie geringfügige Angelegenheiten des täglichen Lebens zu besorgen.15
3    Sie werden aus unerlaubten Handlungen schadenersatzpflichtig.
und 407
SR 210 Schweizerisches Zivilgesetzbuch vom 10. Dezember 1907
ZGB Art. 407 - Die urteilsfähige betroffene Person kann, auch wenn ihr die Handlungsfähigkeit entzogen worden ist, im Rahmen des Personenrechts durch eigenes Handeln Rechte und Pflichten begründen und höchstpersönliche Rechte ausüben.
ZGB). Sie
ist zudem verspätet. Das angefochtene Urteil ist dem Vormund des Beklagten
am 3. Februar, also mehr als 20 Tage vor der am 3. März eingereichten
Berufungserklärung zugestellt worden (Art. 65
SR 210 Schweizerisches Zivilgesetzbuch vom 10. Dezember 1907
ZGB Art. 407 - Die urteilsfähige betroffene Person kann, auch wenn ihr die Handlungsfähigkeit entzogen worden ist, im Rahmen des Personenrechts durch eigenes Handeln Rechte und Pflichten begründen und höchstpersönliche Rechte ausüben.
OG). Endlich enthält sie
auch keinen Antrag, aus dem ersichtlich Wäre, inwieweit das Urteil der
Vorinstanz angefochten wird und welche Abänderungen verlangt werden;
sie verstösst damit gegen die Formvorschrift des Art. 67 Abs. 2
SR 210 Schweizerisches Zivilgesetzbuch vom 10. Dezember 1907
ZGB Art. 407 - Die urteilsfähige betroffene Person kann, auch wenn ihr die Handlungsfähigkeit entzogen worden ist, im Rahmen des Personenrechts durch eigenes Handeln Rechte und Pflichten begründen und höchstpersönliche Rechte ausüben.
OG, deren
Nichtbeachtung nach der ständigen Rechtsprechung des Bundesgerichts für
sich allein schon die Rechtsunwirksamkeit der Berufungserlclämng zur
Folge hat (BGE 33 II 463 Erw. 3). si

VI. EISENBAHNHAFTPFLICHTRESPONSABILITÉ CIVILE DES CHEMINS DE FER

17. Extrait de I'arrät do la II° Section civile da 11 février 1926 dans
la cause Compagnie genevoise des tramways électriques (C. G. T. E.) contre
dame Henchoz-Bolomey.

Accident mortel (le tramway survenu à un ouvrier assuré auprès de la
Caisse nationale. Fixation de l'indemnité due par I'entreprise à la
veuve de la victime, en vertu de la loi fédérale du 28 mars 1905. Le
salaire de base admis par la Caisse nationale n'est pas décisif pour
le calcul de ladite indemnité. Elements à prendre en considération
pourEisenbahnhaflpflicht. N° 17. 101

I'évaluation du dommage. La circonstance que le débiteur de l'indemnité
risque de devenir insolvable ne justifie pas à elle seule l'allocation
d'une indemnité en capital. Oetroi d'une rente, avec obligation pour le
débiteur d'en garanti! le versement par le dépòt d'un capital.

En ce qui concerne la quotité de l'indemnité due à la demanderesse,
l'instance cantonale ne pouvait, contrairement à ce que paraît croire la
recourante, partir purement et simplement du salaire de base admis par la
Caisse nationale. Celle-ci calcule en efket les rentes de survivants sur
le gain de la victime durant l'année qui a precede l'accident (art. 78
et suiv. de la loi du 13 juin 1911), tandis que l'indemnité due aux
survivants en vertu de la loi de 1905 doit étre établie en principe
sur la base du gain moyen que la victime aurait pu réaliser à l'avenir,
pendant toute la durée probable de sa Vie.

A déiaut de renseignements precis sur les salaires touches par Henchoz
durant les années précédentes, l'on ne saurait critiquer l'instance
cantonale d'avoir pris en considération le salaire pergu au moment de
l'aeeident. Le fait que Henchoz a di! chòmer plus ou moins longtemps au
cours de ces dernières années de crise économique ne permet pas d'affirmer
qu'il aurait souffert du chòmage à l'avenir.

En revanche, il faut tenir compte de ce que sa capacité de travail ne
serait pas demeuree la meme durant toute sa Vie, mais qu'elle aurait
certainement diminué avec ses forces, sous l'effet de l'äge.

Si l'instance cantonale pouvait tabler sur un salaire horaire de 1
fr. 20, elle n'avait pas de raison de s'écarter des faits établis par
l'enquètesiet de calculer le gain à raison de 48 heures de travail
seulement alors qu'il est constant que Henchoz faisait des semaines de
50 heures. C'est done sur un gain annue] de 3120 fr., et non de 2995 fr.,
que la Victime pouvait compter au moment de l'accident.

En estimant que Henchoz consacrait le 50 % de son
Decision information   •   DEFRITEN
Document : 52 II 99
Date : 21. April 1926
Published : 31. Dezember 1926
Source : Bundesgericht
Status : 52 II 99
Subject area : BGE - Zivilrecht
Subject : 98 Prozessreeht. N° 13. rechtskräftigen Entscheid der tschecho slowakischen Gerichte


Legislation register
OG: 57  65  67  94
ZGB: 19  407
BGE-register
33-II-460 • 51-II-475
Keyword index
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