Bundesverwaltungsgericht
Tribunal administratif fédéral
Tribunale amministrativo federale
Tribunal administrativ federal


Abteilung V

E-7907/2015

Urteil vom 2. Oktober 2017

Richterin Christa Luterbacher (Vorsitz),

Besetzung Richter Markus König, Richterin Andrea Berger-Fehr,

Gerichtsschreiberin Regina Derrer.

A._______, geboren am (...),

B._______, geboren am (...),

C._______, geboren am (...),

Parteien alle Afghanistan,

alle vertreten durch lic. iur. LL.M. Susanne Sadri,

(...),

Beschwerdeführende,

gegen

Staatssekretariat für Migration (SEM),

Quellenweg 6, 3003 Bern,

Vorinstanz.

Flüchtlingseigenschaft und Asyl;
Gegenstand
Verfügung des SEM vom 3. November 2015 / N (...).

Sachverhalt:

A.

A.a Die Beschwerdeführenden - ethnische Hazara afghanischer Staatsangehörigkeit mit letztem Wohnsitz in Kabul - verliessen ihren Heimatstaat eigenen Angaben zufolge [im] 2014. Sie reisten über Sri Lanka, wo ihnen von der Schweizer Botschaft ein Visum ausgestellt wurde, in die Schweiz ein. Am 29. August 2014 stellten sie im Empfangs- und Verfah-renszentrum (EVZ) Kreuzlingen ein Asylgesuch. Am 24. September 2014 wurde dort die Kurzbefragung durchgeführt. Eine ergänzende Anhörung (rechtliches Gehör) erfolgte am 1. Oktober 2014. Dabei sowie anlässlich der eingehenden Anhörung vom 1. April 2015 (Beschwerdeführer) respektive 19. Mai 2015 (Beschwerdeführerin) trugen die Beschwerdeführenden im Wesentlichen Folgendes vor:

A.b Der Beschwerdeführer sei in Afghanistan für verschiedene [Medien] als [journalistische Tätigkeit] tätig gewesen. Zuletzt sei er als Angestellter [eines Medienunternehmens] und in Zusammenarbeit mit dem High Peace Council Afghanistan [an der Produktion eines von ausländischen Akteuren initiiertem Medienerzeugnisses] beteiligt gewesen. Es habe sich dabei um [ein politisches Projekt] gehandelt, der alle Taliban zum Frieden hätte bewegen sollen. Einer der Interviewpartner (...) sei ein führender Taliban, E._______, gewesen, der als Friedensförderer angesehen worden sei. Um mit diesem zu sprechen, sei der Beschwerdeführer unter anderem zusammen mit [seinem Berufskollegen] - der zwischenzeitlich [in ein anderes Land] geflohen sei - nach (...) gereist. Entsprechend seiner vermeintlichen Funktion als Friedensförderer habe sich E._______ während des Interviews dafür ausgesprochen, dass die Taliban die Regierung in ihren Friedensbemühungen unterstützten sollten. [Plötzlich habe der sich in Vertraulichkeit wähnende E._______ dem Beschwerdeführer offenbart], dass dieses ganze Gerede über den Frieden eine Lüge sei. Er sei Taliban. Der Sinn seines Lebens sei es, zu kämpfen. Am Frieden sei er nicht interessiert und jeder Taliban, der behaupte, sich dem Frieden anzuschliessen, sei in Wirklichkeit nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht. Aber wenn gewünscht werde, dass er eine politische Lüge auftische, dann könne er dies gerne tun. [Der Beschwerdeführer habe Beweismittel von diesem Gespräch sicherstellen können.].

Zurück in Kabul hätten sich der Beschwerdeführer und [sein Berufskollege] mit [einem Mitglied] des High Peace Council, F._______, getroffen. Bei diesem Gespräch sei [seinem Berufskollegen] herausgerutscht, dass sie [vom Gespräch mit E._______ im Geheimen Beweismittel hätten sicherstellen können]. Dies sei fatal gewesen. Denn was er, der Beschwerdeführer, und [sein Berufskollege] damals nicht gewusst hätten, sei gewesen, dass F._______ die Taliban einige Jahre zuvor bei den Vereinten Nationen vertreten habe und diesen somit nahe stehe. Zusammen mit [einem anderen Berufskollegen] seien er, der Beschwerdeführer, und [der Berufskollege] gegen Ende (...) 2014 nochmals zum High Peace Council eingeladen worden. Der Koordinator zwischen ihnen und der Organisation habe sie aber gewarnt, nicht dort zu erscheinen, da F._______ mit E._______ gesprochen habe und Letzterer sich nun rächen wolle. Auch die [das Medienunternehmen] - die er über die [geheimen Beweismittel] informiert habe - habe ihm geraten, nicht mehr ins Büro zu kommen, da er dort sicher gesucht werde. Nach zwei, drei Tagen zu Hause habe er Anrufe der Gefolgsleute von E._______ erhalten, in denen er beschimpft und aufgefordert worden sei, [das Beweismittel] herauszugeben. Er habe stets verneint, im Besitz [eines solchen Beweismittels] zu sein, und sei aus Angst nicht mehr aus dem Haus gegangen. In derselben Zeit sei er auch von G._______, einem weiteren Vertreter des High Peace Council, kontaktiert und um ein Gespräch gebeten worden. Da er, der Beschwerdeführer, sich von dieser Unterredung eine Lösung seines Problems erhofft habe, habe er in ein Treffen eingewilligt, allerdings nur unter der Voraussetzung, dass dieses vor [einem Polizeiposten] stattfinde. G._______ sei mit (...) talibanähnlich gekleideten Personen erschienen und habe ihn zur Herausgabe [der Beweismittel] aufgefordert. Da der Beschwerdeführer dementiert habe, im Besitz [solcher Beweismittel] zu sein, hätten die (...) Begleiter ihn in ihr Auto zerren wollen. Er habe aber so laut geschrien, dass die Polizei aus dem Gebäude herausgekommen sei, woraufhin die Angreifer geflohen seien. Bereits vor dem Treffen mit G._______ habe der Beschwerdeführer mit [einem Beamten] Kontakt aufgenommen und ihm davon und von den Drohanrufen erzählt. Er sei aber weder vor, noch nach dem Treffen persönlich bei diesem vorbeigegangen, weil er befürchtet habe, dass er auch seitens der Regierung verfolgt würde, wenn diese von [den Beweismitteln] erfahre.

Nach diesem Entführungsversuch sei er nach Hause zurückgekehrt und habe mit seiner Ehefrau, [seinem Kind] und [einem Verwandten] die Flucht ergriffen. Zunächst seien sie bei [einer Verwandten] in D._______, untergekommen. Dort sei er von einem Freund benachrichtigt worden, dass eine Person aus dem Umfeld eines Talibankommandanten aus (...) in D._______ nach ihm suche. Daraufhin sei ihm klar geworden, dass ihm nichts anderes übrig bleibe, als mit seiner Familie aus Afghanistan zu fliehen. Die Ausreise nach Sri Lanka habe sich aus visumstechnischen Gründen am schnellsten organisieren lassen, weshalb sie sich dorthin begeben hätten. Während ihres Aufenthalts in Sri Lanka sei E._______ umgebracht worden. Zudem habe der Beschwerdeführer von einem ehemaligen Mitarbeiter [beim Medienunternehmen] erfahren, dass er von den Taliban zur Fahndung und Tötung ausgeschrieben worden sei. Ein [Mitarbeiter des Medienunternehmens], habe dem ehemaligen Mitarbeiter mitgeteilt, dass er im Haus [eines Verwandten], ein entsprechendes Fahndungsschreiben mit einem Foto des Beschwerdeführers darauf gesehen habe.

Sri Lanka hätten sie schliesslich verlassen müssen, weil ihnen dort die Ausschaffung nach Afghanistan gedroht habe. Die sri-lankischen Behörden hätten afghanische Flüchtlinge aus ihren Häusern geholt und deportiert, weshalb die Beschwerdeführenden vorübergehend in ein Hotel gezogen seien und von dort aus verschiedene ausländische Botschaften kontaktiert hätten. Die Schweizer Botschaft sei die einzige gewesen, die auf diese Anfrage geantwortet habe.

A.c Die Beschwerdeführerin machte keine eigenen Asylgründe geltend.

A.d Zur Untermauerung ihrer Verfolgungsvorbringen reichten die Beschwerdeführenden neben ihren Reisepässen, ihren Tazkiras und ihrem Familienbüchlein [das relevante Beweismittel des Gesprächs mit E._______] (A2, Beilage 2), Notizen des Beschwerdeführers zu seinen Asylgründen (A2, Beilage 3), eine Fotografie des Fahndungsschreibens der Taliban (A2, Beilagen 4 und 13), [Beweismittel] von Projekten des Beschwerdeführers, darunter Fotografien mit E._______ (A2, Beilage 5), Kopien und Originale von Mitarbeiterausweisen und des Führerscheins des Beschwerdeführers (A2, Beilage 6), Zeugnisse und Auszeichnungen des Beschwerdeführers (A2, Beilage 7), Auszüge aus dem Konto des Beschwerdeführers bei der (...) Bank (A2, Beilage 8), Verträge mit und Arbeitszeugnis [Unternehmen] (A2, Beilage 9), Berichte über das Schicksal der Hazara in Afghanistan (A2, Beilage 10), Artikel über E._______ (A2, Beilage 11), Referenzschreiben, insbesondere von Berufskollegen des Beschwerdeführers (A2, Beilage 12), Referenzschreiben [eines Medienunternehmens] (A2, Beilage 14) sowie eine Fotografie [eines Mitgliedes] des High Peace Councils und [eines Medienunternehmens] (A2, Beilage 15) ein.

B.
Mit Schreiben vom 15. September 2015 forderte das SEM die Beschwerdeführenden auf, anhand eines Fotoausdrucks Angaben zu Personen zu machen, die auf [dem von ihnen eingereichten Beweismittel] zu sehen sind (A26/4). Mit Schreiben, eingegangen beim SEM am 21. September 2015, kam der Beschwerdeführer dieser Aufforderung nach (vgl. A27/2).

C.
Mit Verfügung vom 3. November 2015 - eröffnet am 4. November 2015 - verneinte das SEM die Flüchtlingseigenschaft der Beschwerdeführenden, lehnte ihre Asylgesuche ab, verfügte ihre Wegweisung aus der Schweiz, nahm sie jedoch wegen Unzumutbarkeit des Wegweisungsvollzugs vorläufig in der Schweiz auf.

Zur Begründung führte das SEM im Wesentlichen aus, dass das Bundesverwaltungsgericht in BVGE 2011/7 festgehalten habe, die Sicherheitslage in Kabul sei trotz vereinzelter spektakulärer Anschläge im Vergleich zur Lage in anderen Landesteilen Afghanistans relativ stabil. Den Sicherheitskräften gelinge es offenbar, für die Bevölkerung der Hauptstadt ein vergleichsweise sicheres Umfeld zu schaffen. Diese Rechtsprechung sei vom Gericht in späteren Urteilen bestätigt worden. Somit seien in Kabul sowohl die Schutzwilligkeit als auch die Schutzfähigkeit der Behörden zu bejahen. Dies gelte auch im Fall des Beschwerdeführers. Einerseits habe sich der Polizeibeamte, den er angerufen habe, seiner Sache grundsätzlich angenommen. Dass der Beschwerdeführer schlussendlich nicht persönlich bei ihm vorgesprochen habe, könne nicht dem Beamten angelastet werden und mithin auch nicht als mangelnder Schutzwille ausgelegt werden. Die Begründung des Beschwerdeführers dafür, dass er die Polizei nicht habe einschalten wollen, müsse als Schutzbehauptung qualifiziert werden. [So habe er als Angestellter einer Medienfirma und als Medienschaffender an einem von Ausländern finanzierten und von High Peace Council in Auftrag gegebenen journalistischen Projekten mitgewirkt]. Wegen [heimlich beschaffter Beweismittel über E._______] sei er von den Taliban bedroht worden. Es sei somit kein Motiv erkennbar, weshalb er von der Regierung hätte verfolgt werden sollen, wenn er die Behörden um Schutz vor den Nachstellungen durch die Taliban ersucht hätte. Auch spreche das Verhalten der Polizei bei der versuchten Entführung grundsätzlich für deren Schutzfähigkeit und Schutzwillen. Da der Beschwerdeführer nach diesem Vorfall sofort seinen Wohnsitz verlassen habe, habe er den Behörden keine Gelegenheit gegeben, entsprechende Ermittlungen aufzunehmen.

D.
Mit Eingabe vom 4. Dezember 2015 (Poststempel) liessen die Beschwerdeführenden gegen die Verfügung des SEM vom 3. November 2015 Beschwerde erheben und beantragen, die Dispositivziffern 1 bis 3 des angefochtenen Entscheids seien aufzuheben, es sei ihre Flüchtlingseigenschaft festzustellen und es sei ihnen Asyl zu gewähren, eventualiter seien sie wegen Unzulässigkeit des Wegweisungsvollzugs vorläufig in der Schweiz aufzunehmen. In prozessualer Hinsicht liessen sie ferner beantragen, es sei auf die Erhebung eines Kostenvorschusses zu verzichten und ihnen die unentgeltliche Prozessführung zu gewähren.

E.
Da in der Eingabe vom 4. Dezember 2015 die Seiten 6 und 7 fehlten, gewährte das Bundesverwaltungsgericht den Beschwerdeführenden mit Zwischenverfügung vom 9. Dezember 2015 die Gelegenheit, diese nachzureichen, andernfalls aufgrund der aktuellen Aktenlage entschieden würde. Ferner hielt das Gericht in der genannten Zwischenverfügung fest, dass die Beschwerdeführenden gestützt auf die vom SEM angeordnete vorläufige Aufnahme für die Dauer des Verfahrens über eine gültige Aufenthaltsberechtigung verfügten.

F.

F.a Mit Eingabe vom 14. Dezember 2015 reichten die Beschwerdeführenden die fehlenden Seiten der Beschwerdeschrift nach.

F.b Darin wurde mit Verweis auf diverse Berichte im Wesentlichen argumentiert, dass sich die Sicherheitslage in Afghanistan seit Anfang 2015 drastisch verschlechtert habe und die Taliban wieder so stark seien, wie sie seit dem Sturz ihres Regimes 2001 nicht mehr gewesen seien. Der Bevölkerung mangle es zudem am Vertrauen in die Regierung und in die Justiz, da diese ineffizient und korrupt sei und sich selbst menschenrechtswidriger Methoden bediene. So seien die afghanischen Behörden denn auch weitgehend unfähig, Schutz vor Gewalt zu garantieren. Das Prinzip der Rechtsstaatlichkeit werde überwiegend missachtet und es herrsche offizielle Straffreiheit für jene, welche die Bevölkerung eigentlich schützen sollten. Vor diesem Hintergrund gehe die Einschätzung des SEM, wonach die afghanischen Behörden schutzwillig und schutzfähig seien, fehl.

Aufgrund seiner persönlichen Erfahrungen als Medienschaffender und in Afghanistan bekannte Persönlichkeit habe sich der Beschwerdeführer in einer ausweglosen Situation befunden. So gehörten Medienschaffende gemäss einschlägigen Berichten zu den speziell gefährdeten Personengruppen in Afghanistan, wobei in der Vergangenheit neben nichtstaatlichen auch staatliche Akteure für Übergriffe hätten verantwortlich gemacht werden müssen. Der Beschwerdeführer habe mit seinen durch Beweismittel untermauerten Verfolgungsvorbringen beweisen können, dass auch F._______, [ein Mitarbeiter] des High Peace Council, kein Interesse daran habe, die Taliban unter staatliche Kontrolle zu bringen. Dies belege eine Ansprache von F._______ anlässlich der Abdankung [eines] im Jahr 2015 ums Leben gekommenen Talibanführers (...), in welcher F._______ die Heldentaten und das Märtyrertum des Gefallenen gepriesen habe. [Nennung weiterer Beweismittel zu Gunsten des Beschwerdeführers]. Da mit [diesem Beweismittel] dem Ansehen sowohl der afghanischen Regierung als auch der darin erwähnten Taliban geschadet werde, gefährde [es] den Beschwerdeführer zusätzlich.

Aus diesen Gründen sei es nachvollziehbar und plausibel, dass der Beschwerdeführer den lokalen Behörden nicht vertraut habe. Diese seien schlichtweg nicht vertrauenswürdig und auch nicht schutzfähig. Einige von ihnen hätten früher sogar selbst für die Taliban gearbeitet oder seien nach wie vor mit diesen verbandelt. Oder sie rächten sich an ihm für [sein kritisches Schaffen, in dem unter anderem aufgedeckt werde], dass der High Peace Council und die afghanische Regierung, sowie auch die Taliban in Wirklichkeit gar nicht daran interessiert seien, miteinander Frieden zu schliessen, sondern vielmehr daran, Geld von ausländischen Investoren zu erhalten.

F.c Zur Untermauerung dieser Vorbringen liessen die Beschwerdeführenden verschiedene Internetartikel und Berichte zur Sicherheitslage in Afghanistan einreichen. [Vorbringen im Zusammenhang mit einem eingereichten Beweismittel].

G.

Mit Zwischenverfügung vom 16. Dezember 2015 hiess das Bundesverwaltungsgericht das Gesuch um Gewährung der unentgeltlichen Prozessführung gut und verzichtete auf die Erhebung eines Kostenvorschusses.

H.

Mit Eingabe vom 9. Juni 2016 liessen die Beschwerdeführenden ein Schreiben (mit Zustellcouvert) einer in Afghanistan tätigen Menschenrechtsanwältin einreichen, in dem diese zur Schutzfähigkeit und Schutzwilligkeit des afghanischen Staates Stellung nimmt. Darin wird im Wesentlichen ausgeführt, dass die lokale Polizei Afghanistans im Zuge der Bemühungen des afghanischen Staates, Aufständische in die lokalen Gemeinden zu integrieren, von den Taliban infiltriert worden sei. Angesichts dessen sei ernsthaft zu bezweifeln, dass die Sicherheitskräfte bei Bedrohungen seitens der Taliban tatsächlich Schutz gewähren könnten und wollten. Die afghanische Regierung habe ein grosses Interesse daran, enge Verbindungen zu den Taliban und anderen Aufständischen aufrechtzuerhalten, um den "Friedensprozess" nicht zu gefährden. Zudem hätten frühere Mitglieder der Taliban Einsitz in hohe Regierungsämter genommen. Vor diesem Hintergrund sei es den Beschwerdeführenden nicht zumutbar, sich zu ihrem Schutz an den afghanischen Staat zu wenden. Bei einer Rückkehr laufe der Beschwerdeführer als Medienschaffender aufgrund der Ereignisse, die zur Flucht der Familie geführt hätten, Gefahr, unter Verweis auf schwammige Gründe, wie "Störung der öffentlichen Ordnung" oder "Handlungen im Widerspruch mit dem öffentlichen Interesse", angeklagt zu werden.

I.

In seiner Vernehmlassung vom 9. Juni 2017 - den Beschwerdeführenden am 12. Juni 2017 zur Kenntnisnahme zugestellt - hielt das SEM fest, dass die Beschwerde keine neuen erheblichen Tatsachen und Beweismittel enthalte, die eine Änderung seines Standpunkts rechtfertigen könnten.

Das Bundesverwaltungsgericht zieht in Erwägung:

1.

1.1 Gemäss Art. 31
SR 173.32 Loi du 17 juin 2005 sur le Tribunal administratif fédéral (LTAF)
LTAF Art. 31 Principe - Le Tribunal administratif fédéral connaît des recours contre les décisions au sens de l'art. 5 de la loi fédérale du 20 décembre 1968 sur la procédure administrative (PA)23.
VGG beurteilt das Bundesverwaltungsgericht Beschwerden gegen Verfügungen nach Art. 5
SR 172.021 Loi fédérale du 20 décembre 1968 sur la procédure administrative (PA)
PA Art. 5 - 1 Sont considérées comme décisions les mesures prises par les autorités dans des cas d'espèce, fondées sur le droit public fédéral et ayant pour objet:
1    Sont considérées comme décisions les mesures prises par les autorités dans des cas d'espèce, fondées sur le droit public fédéral et ayant pour objet:
a  de créer, de modifier ou d'annuler des droits ou des obligations;
b  de constater l'existence, l'inexistence ou l'étendue de droits ou d'obligations;
c  de rejeter ou de déclarer irrecevables des demandes tendant à créer, modifier, annuler ou constater des droits ou obligations.
2    Sont aussi considérées comme des décisions les mesures en matière d'exécution (art. 41, al. 1, let. a et b), les décisions incidentes (art. 45 et 46), les décisions sur opposition (art. 30, al. 2, let. b, et 74), les décisions sur recours (art. 61), les décisions prises en matière de révision (art. 68) et d'interprétation (art. 69).25
3    Lorsqu'une autorité rejette ou invoque des prétentions à faire valoir par voie d'action, sa déclaration n'est pas considérée comme décision.
VwVG. Das SEM gehört zu den Behörden nach Art. 33
SR 173.32 Loi du 17 juin 2005 sur le Tribunal administratif fédéral (LTAF)
LTAF Art. 33 Autorités précédentes - Le recours est recevable contre les décisions:
VGG und ist daher eine Vorinstanz des Bundesverwaltungsgerichts. Eine das Sachgebiet betreffende Ausnahme im Sinne von Art. 32
SR 173.32 Loi du 17 juin 2005 sur le Tribunal administratif fédéral (LTAF)
LTAF Art. 32 Exceptions - 1 Le recours est irrecevable contre:
VGG liegt nicht vor. Das Bundesverwaltungsgericht ist daher zuständig für die Beurteilung der vorliegenden Beschwerde und entscheidet auf dem Gebiet des Asyls in der Regel - so auch vorliegend - endgültig (Art. 105
SR 142.31 Loi du 26 juin 1998 sur l'asile (LAsi)
LAsi Art. 105 Recours contre les décisions du SEM - Le recours contre les décisions du SEM est régi par la loi du 17 juin 2005 sur le Tribunal administratif fédéral370.
AsylG; Art. 83 Bst. d Ziff. 1
SR 173.110 Loi du 17 juin 2005 sur le Tribunal fédéral (LTF) - Organisation judiciaire
LTF Art. 83 Exceptions - Le recours est irrecevable contre:
a  les décisions concernant la sûreté intérieure ou extérieure du pays, la neutralité, la protection diplomatique et les autres affaires relevant des relations extérieures, à moins que le droit international ne confère un droit à ce que la cause soit59 jugée par un tribunal;
b  les décisions relatives à la naturalisation ordinaire;
c  les décisions en matière de droit des étrangers qui concernent:
c1  l'entrée en Suisse,
c2  une autorisation à laquelle ni le droit fédéral ni le droit international ne donnent droit,
c3  l'admission provisoire,
c4  l'expulsion fondée sur l'art. 121, al. 2, de la Constitution ou le renvoi,
c5  les dérogations aux conditions d'admission,
c6  la prolongation d'une autorisation frontalière, le déplacement de la résidence dans un autre canton, le changement d'emploi du titulaire d'une autorisation frontalière et la délivrance de documents de voyage aux étrangers sans pièces de légitimation;
d  les décisions en matière d'asile qui ont été rendues:
d1  par le Tribunal administratif fédéral, sauf celles qui concernent des personnes visées par une demande d'extradition déposée par l'État dont ces personnes cherchent à se protéger,
d2  par une autorité cantonale précédente et dont l'objet porte sur une autorisation à laquelle ni le droit fédéral ni le droit international ne donnent droit;
e  les décisions relatives au refus d'autoriser la poursuite pénale de membres d'autorités ou du personnel de la Confédération;
f  les décisions en matière de marchés publics:
fbis  les décisions du Tribunal administratif fédéral concernant les décisions visées à l'art. 32i de la loi fédérale du 20 mars 2009 sur le transport de voyageurs66;
f1  si elles ne soulèvent pas de question juridique de principe; sont réservés les recours concernant des marchés du Tribunal administratif fédéral, du Tribunal pénal fédéral, du Tribunal fédéral des brevets, du Ministère public de la Confédération et des autorités judiciaires supérieures des cantons, ou
f2  si la valeur estimée du marché à adjuger est inférieure à la valeur seuil déterminante visée à l'art. 52, al. 1, et fixée à l'annexe 4, ch. 2, de la loi fédérale du 21 juin 2019 sur les marchés publics64;
g  les décisions en matière de rapports de travail de droit public qui concernent une contestation non pécuniaire, sauf si elles touchent à la question de l'égalité des sexes;
h  les décisions en matière d'entraide administrative internationale, à l'exception de l'assistance administrative en matière fiscale;
i  les décisions en matière de service militaire, de service civil ou de service de protection civile;
j  les décisions en matière d'approvisionnement économique du pays qui sont prises en cas de pénurie grave;
k  les décisions en matière de subventions auxquelles la législation ne donne pas droit;
l  les décisions en matière de perception de droits de douane fondée sur le classement tarifaire ou le poids des marchandises;
m  les décisions sur l'octroi d'un sursis de paiement ou sur la remise de contributions; en dérogation à ce principe, le recours contre les décisions sur la remise de l'impôt fédéral direct ou de l'impôt cantonal ou communal sur le revenu et sur le bénéfice est recevable, lorsqu'une question juridique de principe se pose ou qu'il s'agit d'un cas particulièrement important pour d'autres motifs;
n  les décisions en matière d'énergie nucléaire qui concernent:
n1  l'exigence d'un permis d'exécution ou la modification d'une autorisation ou d'une décision,
n2  l'approbation d'un plan de provision pour les coûts d'évacuation encourus avant la désaffection d'une installation nucléaire,
n3  les permis d'exécution;
o  les décisions en matière de circulation routière qui concernent la réception par type de véhicules;
p  les décisions du Tribunal administratif fédéral en matière de télécommunications, de radio et de télévision et en matière postale qui concernent:71
p1  une concession ayant fait l'objet d'un appel d'offres public,
p2  un litige découlant de l'art. 11a de la loi du 30 avril 1997 sur les télécommunications72;
p3  un litige au sens de l'art. 8 de la loi du 17 décembre 2010 sur la poste74;
q  les décisions en matière de médecine de transplantation qui concernent:
q1  l'inscription sur la liste d'attente,
q2  l'attribution d'organes;
r  les décisions en matière d'assurance-maladie qui ont été rendues par le Tribunal administratif fédéral sur la base de l'art. 3475 de la loi du 17 juin 2005 sur le Tribunal administratif fédéral (LTAF)76;
s  les décisions en matière d'agriculture qui concernent:
s1  ...
s2  la délimitation de zones dans le cadre du cadastre de production;
t  les décisions sur le résultat d'examens ou d'autres évaluations des capacités, notamment en matière de scolarité obligatoire, de formation ultérieure ou d'exercice d'une profession;
u  les décisions relatives aux offres publiques d'acquisition (art. 125 à 141 de la loi du 19 juin 2015 sur l'infrastructure des marchés financiers80);
v  les décisions du Tribunal administratif fédéral en cas de divergences d'opinion entre des autorités en matière d'entraide judiciaire ou d'assistance administrative au niveau national;
w  les décisions en matière de droit de l'électricité qui concernent l'approbation des plans des installations électriques à courant fort et à courant faible et l'expropriation de droits nécessaires à la construction ou à l'exploitation de telles installations, si elles ne soulèvent pas de question juridique de principe.
x  les décisions en matière d'octroi de contributions de solidarité au sens de la loi fédérale du 30 septembre 2016 sur les mesures de coercition à des fins d'assistance et les placements extrafamiliaux antérieurs à 198184, sauf si la contestation soulève une question juridique de principe ou qu'il s'agit d'un cas particulièrement important pour d'autres motifs;
y  les décisions prises par le Tribunal administratif fédéral dans des procédures amiables visant à éviter une imposition non conforme à une convention internationale applicable dans le domaine fiscal;
z  les décisions citées à l'art. 71c, al. 1, let. b, de la loi du 30 septembre 2016 sur l'énergie87 concernant les autorisations de construire et les autorisations relevant de la compétence des cantons destinées aux installations éoliennes d'intérêt national qui y sont nécessairement liées, sauf si la contestation soulève une question juridique de principe.
BGG).

1.2 Das Verfahren richtet sich nach dem VwVG, soweit das VGG und das AsylG nichts anderes bestimmen (Art. 37
SR 173.32 Loi du 17 juin 2005 sur le Tribunal administratif fédéral (LTAF)
LTAF Art. 37 Principe - La procédure devant le Tribunal administratif fédéral est régie par la PA62, pour autant que la présente loi n'en dispose pas autrement.
VGG und Art. 6
SR 142.31 Loi du 26 juin 1998 sur l'asile (LAsi)
LAsi Art. 6 Règles de procédure - Les procédures sont régies par la loi fédérale du 20 décembre 1968 sur la procédure administrative (PA)11, par la loi du 17 juin 2005 sur le Tribunal administratif fédéral12 et par la loi du 17 juin 2005 sur le Tribunal fédéral13, à moins que la présente loi n'en dispose autrement.
AsylG).

1.3 Die Beschwerde ist frist- und formgerecht eingereicht. Die Beschwerdeführenden haben am Verfahren vor der Vorinstanz teilgenommen, sind durch die angefochtene Verfügung besonders berührt und haben ein schutzwürdiges Interesse an deren Aufhebung beziehungsweise Änderung; sie sind daher zur Einreichung der Beschwerde legitimiert (Art. 105
SR 142.31 Loi du 26 juin 1998 sur l'asile (LAsi)
LAsi Art. 105 Recours contre les décisions du SEM - Le recours contre les décisions du SEM est régi par la loi du 17 juin 2005 sur le Tribunal administratif fédéral370.
und 108 Abs. 1
SR 142.31 Loi du 26 juin 1998 sur l'asile (LAsi)
LAsi Art. 108 Délais de recours - 1 Dans la procédure accélérée, le délai de recours, qui commence à courir dès la notification de la décision, est de sept jours ouvrables pour les décisions prises en vertu de l'art. 31a, al. 4, et de cinq jours pour les décisions incidentes.
AsylG; Art. 48 Abs. 1
SR 172.021 Loi fédérale du 20 décembre 1968 sur la procédure administrative (PA)
PA Art. 48 - 1 A qualité pour recourir quiconque:
1    A qualité pour recourir quiconque:
a  a pris part à la procédure devant l'autorité inférieure ou a été privé de la possibilité de le faire;
b  est spécialement atteint par la décision attaquée, et
c  a un intérêt digne de protection à son annulation ou à sa modification.
2    A également qualité pour recourir toute personne, organisation ou autorité qu'une autre loi fédérale autorise à recourir.
sowie Art. 52 Abs. 1
SR 172.021 Loi fédérale du 20 décembre 1968 sur la procédure administrative (PA)
PA Art. 52 - 1 Le mémoire de recours indique les conclusions, motifs et moyens de preuve et porte la signature du recourant ou de son mandataire; celui-ci y joint l'expédition de la décision attaquée et les pièces invoquées comme moyens de preuve, lorsqu'elles se trouvent en ses mains.
1    Le mémoire de recours indique les conclusions, motifs et moyens de preuve et porte la signature du recourant ou de son mandataire; celui-ci y joint l'expédition de la décision attaquée et les pièces invoquées comme moyens de preuve, lorsqu'elles se trouvent en ses mains.
2    Si le recours ne satisfait pas à ces exigences, ou si les conclusions ou les motifs du recourant n'ont pas la clarté nécessaire, sans que le recours soit manifestement irrecevable, l'autorité de recours impartit au recourant un court délai supplémentaire pour régulariser le recours.
3    Elle avise en même temps le recourant que si le délai n'est pas utilisé, elle statuera sur la base du dossier ou si les conclusions, les motifs ou la signature manquent, elle déclarera le recours irrecevable.
VwVG). Auf die Beschwerde ist mithin einzutreten.

2.
Die Kognition des Bundesverwaltungsgerichts und die zulässigen Rügen richten sich im Asylbereich nach Art. 106 Abs. 1
SR 142.31 Loi du 26 juin 1998 sur l'asile (LAsi)
LAsi Art. 106 Motifs de recours - 1 Les motifs de recours sont les suivants:
AsylG, im Bereich des Ausländerrechts nach Art. 49
SR 172.021 Loi fédérale du 20 décembre 1968 sur la procédure administrative (PA)
PA Art. 49 - Le recourant peut invoquer:
a  la violation du droit fédéral, y compris l'excès ou l'abus du pouvoir d'appréciation;
b  la constatation inexacte ou incomplète des faits pertinents;
c  l'inopportunité: ce grief ne peut être invoqué lorsqu'une autorité cantonale a statué comme autorité de recours.
VwVG (vgl. BVGE 2014/26 E. 5).

3.
Da die Beschwerdeführenden mit Verfügung vom 3. November 2015 in der Schweiz vorläufig aufgenommen wurden, richtet sich die vorliegende Beschwerde ausschliesslich gegen die Ablehnung des Asylgesuchs, die Feststellung des SEM, die Beschwerdeführenden erfüllten die Flüchtlingseigenschaft nicht, sowie die Anordnung der Wegweisung.

4.

Gemäss Art. 2 Abs. 1
SR 142.31 Loi du 26 juin 1998 sur l'asile (LAsi)
LAsi Art. 2 Asile - 1 La Suisse accorde l'asile aux réfugiés sur demande, conformément aux dispositions de la présente loi.
AsylG gewährt die Schweiz Flüchtlingen grundsätzlich Asyl. Flüchtlinge sind Personen, die in ihrem Heimatstaat oder im Land, in dem sie zuletzt wohnten, wegen ihrer Rasse, Religion, Nationalität, Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder wegen ihrer politischen Anschauungen ernsthaften Nachteilen ausgesetzt sind oder begründete Furcht haben, solchen Nachteilen ausgesetzt zu werden (Art. 3 Abs. 1
SR 142.31 Loi du 26 juin 1998 sur l'asile (LAsi)
LAsi Art. 3 Définition du terme de réfugié - 1 Sont des réfugiés les personnes qui, dans leur État d'origine ou dans le pays de leur dernière résidence, sont exposées à de sérieux préjudices ou craignent à juste titre de l'être en raison de leur race, de leur religion, de leur nationalité, de leur appartenance à un groupe social déterminé ou de leurs opinions politiques.
AsylG). Als ernsthafte Nachteile gelten namentlich die Gefährdung des Leibes, des Lebens oder der Freiheit sowie Massnahmen, die einen unerträglichen psychischen Druck bewirken (Art. 3 Abs. 2
SR 142.31 Loi du 26 juin 1998 sur l'asile (LAsi)
LAsi Art. 3 Définition du terme de réfugié - 1 Sont des réfugiés les personnes qui, dans leur État d'origine ou dans le pays de leur dernière résidence, sont exposées à de sérieux préjudices ou craignent à juste titre de l'être en raison de leur race, de leur religion, de leur nationalité, de leur appartenance à un groupe social déterminé ou de leurs opinions politiques.
AsylG).

Wer um Asyl nachsucht, muss die Flüchtlingseigenschaft nachweisen oder zumindest glaubhaft machen. Glaubhaft gemacht ist die Flüchtlingseigenschaft, wenn die Behörde ihr Vorhandensein mit überwiegender Wahrscheinlichkeit für gegeben hält. Unglaubhaft sind insbesondere Vorbringen, die in wesentlichen Punkten zu wenig begründet oder in sich widersprüchlich sind, den Tatsachen nicht entsprechen oder massgeblich auf gefälschte oder verfälschte Beweismittel abgestützt werden (Art. 7
SR 142.31 Loi du 26 juin 1998 sur l'asile (LAsi)
LAsi Art. 7 Preuve de la qualité de réfugié - 1 Quiconque demande l'asile (requérant) doit prouver ou du moins rendre vraisemblable qu'il est un réfugié.
AsylG).

5.

5.1 Das SEM zweifelt die Glaubhaftigkeit der Vorbringen der Beschwerdeführenden nicht an. Auch für das Gericht ergeben sich aus den Akten keine Anhaltspunkte dafür, die Schilderungen der Beschwerdeführenden in Zweifel zu ziehen. Folglich ist zu prüfen, ob ihre Vorbringen - entgegen der Ansicht des SEM - asylrelevant sind. Diesbezüglich stellen sich zwei Fragen: erstens, ob die Beschwerdeführenden eine asylrelevante Behelligung durch den afghanischen Staat zu befürchten hatten respektive haben und zweitens, ob der afghanische Staat mit Bezug zur plausiblen Verfolgung durch die Taliban schutzfähig und schutzwillig ist. Wie sich aus den nachfolgenden Ausführungen betreffend die staatliche Verfolgung ergibt, kann die Beantwortung der zweiten Frage vorliegend offenbleiben.

5.2

5.2.1 Um den Friedensprozess zwischen den Taliban und der afghanischen Regierung - [Thema des Projekts, in das der Beschwerdeführer involviert war] - voranzutreiben, rief Hamid Karzai im September 2010 den High Peace Council ins Leben. Während der Präsidentschaft Karzais setzte sich der Friedensrat mehrheitlich aus ehemaligen Kriegsfürsten, Getreuen des Präsidenten und rehabilitierten Taliban zusammen. Einige ehemalige Taliban, die sich der Institution anschlossen, wurden im Juni 2011 von den Sanktionslisten der UN gestrichen. Ashraf Ghani versuchte den High Peace Council und den Friedensprozess nach seiner Machtübernahme im Herbst 2014 zu erneuern. Auch beim reformierten, schlankeren Friedensrat geht es einschlägigen Berichten zufolge aber in erster Linie darum, den Hauptakteuren im afghanischen Konflikt die Möglichkeit zu sichern, sich am politischen Prozess zu beteiligen, und weniger darum, ein starkes Team von Verhandlungsführern zusammenzustellen (vgl. Afghanistan Analysts Network [AAN], Afghan Reactions to the High Peace Council, 14. Oktober 2010; AAN, Warlords' Peace Council, 28. September 2010; The New York Times, Afghans Want Sanctions Lifted on Taliban Figures, 4. Juni 2011; Konrad Adenauer Stiftung, Kein demokratischer, aber friedlicher Machtwechsel in Afghanistan, 29. Oktober 2014; AAN, In Search of a Peace Process: A 'new' HPC and an ultimatum for the Taleban, 26. Februar 2016).

Unter dem ersten Vorsitzenden des Council, Burhanuddin Rabbani, der später einem Anschlag zum Opfer fiel, wurde mit grossem Engagement am Aufbau des Friedensprozesses gearbeitet. Zudem sichert das Projekt Afghanistan noch heute umfangreiche internationale Investitionen. Das Afghanistan Analysts Network (AAN) bezeichnete den High Peace Council denn auch als "cash cow" (vgl. The New York Times, Assassination Deals Blow to Peace Process in Afghanistan, 20. September 2011; AAN, In Search of a Peace Process: A 'new' HPC and an ultimatum for the Taleban, 26. Februar 2016; UN Development Programme [UNDP], Afghanistan Peace and Reintegration Programme, undatiert; Tolo News, HPC Spends over $530,000 on Monthly Salaries: TOLOnews Report, 11. Juli 2016).

Vor diesem Hintergrund erstaunt es nicht, dass die Institution um Integrität in ihrer Aussenwirkung bedacht ist. So ist bekannt, dass der High Peace Council im Februar 2014 seinen Sprecher suspendierte, nachdem dieser Osama bin Laden als Märtyrer bezeichnet hatte, und sich von seinem Berater trennte, weil dieser die Taliban "Engel des Friedens" nannte (vgl. British & Irish Agencies Afghanistan Group [BAAG], BAAG Monthly Report: Afghanistan in February 2014, undatiert; Khamaa Press, Afghan peace official fired for calling Taliban 'Angels of Peace', 15. Januar 2017).

5.2.2 Diese Informationen legen den Schluss nahe, dass der High Peace Council und der damit zusammenhängende Friedensprozess im Frühling 2014 für die afghanische Regierung aus verschiedenen Gründen nicht unwichtig und eine Kritik an deren Integrität auch seitens des Staates kaum erwünscht war. Es ist davon auszugehen, dass sich dies bis heute nicht wesentlich verändert hat, auch wenn der Friedensprozess im Zuge der Präsidentschaftswahlen im September 2014 in den Hintergrund gerückt ist (vgl. UN General Assembly, The situation in Afghanistan and its implications for international peace and security - Report of the Secretary-General [A/68/988-S/2014/656], 9. September 2014). So kommt dem Friedensrat nach wie vor grosse Bedeutung zu, wenn es um die Sicherung der internationalen finanziellen Unterstützung zugunsten des afghanischen Staates geht (vgl. AAN, In Search of a Peace Process: A 'new' HPC and an ultimatum for the Taleban, 26. Februar 2016).

5.3

5.3.1 Die vom Beschwerdeführer [dokumentierten] Aussagen von E._______ stellen die Ernsthaftigkeit und damit die Glaubwürdigkeit des Friedensprozesses und seiner Teilnehmer in Frage. Zwar handelt es sich beim Beschwerdeführer - trotz eines gewissen Bekanntheitsgrades seiner Person - wohl nicht um einen besonders wirkungsmächtigen Kritiker, war er doch in Afghanistan zuvor nicht als hochprofilierter Oppositioneller bekannt. Es ist aber nicht auszuschliessen, dass der afghanische Staat jegliche öffentlichen Bemängelungen, gerade auch von Seiten journalistischer Kreise, im Keim ersticken will. Dies wird im vorliegenden Fall dadurch verstärkt, dass es sich bei E._______ nicht um eine völlig unbedeutende Person, sondern um einen ranghohen Führer der Taliban handelte, dessen Integration in den Friedensprozess als grosser Erfolg gewertet wurde [vgl. Quellen]. Zudem verfügt der Beschwerdeführer mit [seinem Beweismittel] über ein handfestes Beweismittel, das sich nur schwer als blosses Gerücht abtun lässt. Eine Veröffentlichung [dieses Beweismittels] wäre mithin kaum im Interesse des afghanischen Staates. So übten gewisse Institutionen und Personen in der Vergangenheit zwar mutmasslich ungestraft Kritik am afghanischen Friedensprozess. In der Regel handelte es sich dabei aber um mächtige oder im Ausland domizilierte, schwieriger angreifbare Akteure (vgl. z.B. TOLOnews, Senators Label HPC A Failure, Call For Its Dissolution, 11. Juli 2017; Los Angeles Times, Afghans uneasy despite security gains made by U.S. troop buildup, 6. Dezember 2011). Da die Arbeitgeberin des Beschwerdeführers, (...), versuchte, sich aus den Ereignissen herauszuhalten und ihn faktisch freistellte (vgl. A21/19, F55 ff.), genoss er als Privatperson demgegenüber keinen besonderen Schutz mehr.

5.3.2 Nach dem Gesagten erscheint es plausibel, dass der Beschwerdeführer wegen [des] den Friedensprozess in Frage stellenden [Beweismittels] nicht nur seitens der Taliban, sondern auch seitens des afghanischen Staates flüchtlingsrechtlich relevante Behelligungen zu befürchten hatte und hätte. Wie einleitend ausgeführt, können einlässliche Ausführungen dazu, ob der afghanische Staat gegenüber der von den Taliban ausgehenden Bedrohung schutzwillig und schutzfähig ist, bei dieser Sachlage unterbleiben. Folglich erfüllt der Beschwerdeführer - entgegen der Ansicht des SEM - die Anforderungen an die Flüchtlingseigenschaft. Die Beschwerdeführerin und [das Kind], die keine eigenen Asylgründe geltend gemacht haben, sind gestützt auf Art. 51
SR 142.31 Loi du 26 juin 1998 sur l'asile (LAsi)
LAsi Art. 51 Asile accordé aux familles - 1 Le conjoint d'un réfugié et ses enfants mineurs sont reconnus comme réfugiés et obtiennent l'asile, pour autant qu'aucune circonstance particulière ne s'y oppose.153
AsylG in die Flüchtlingseigenschaft des Beschwerdeführers einzubeziehen. Da sich aus den Akten keine Ausschlussgründe ergeben, ist den Beschwerdeführenden in der Schweiz zudem Asyl zu gewähren.

6.

Nach dem Gesagten verletzt die angefochtene Verfügung Bundesrecht. Die Vorinstanz hat zu Unrecht die Flüchtlingseigenschaft der Beschwerdeführenden verneint und ihre Asylgesuche abgewiesen. Die Beschwerde ist daher gutzuheissen. Die Verfügung des SEM vom 3. November 2015 ist aufzuheben und die Vorinstanz anzuweisen, den Beschwerdeführenden in der Schweiz Asyl zu gewähren.

7.

7.1 Bei diesem Ausgang des Verfahrens sind keine Verfahrenskosten zu erheben (Art. 63 Abs. 1
SR 172.021 Loi fédérale du 20 décembre 1968 sur la procédure administrative (PA)
PA Art. 63 - 1 En règle générale, les frais de procédure comprenant l'émolument d'arrêté, les émoluments de chancellerie et les débours sont mis, dans le dispositif, à la charge de la partie qui succombe. Si celle-ci n'est déboutée que partiellement, ces frais sont réduits. À titre exceptionnel, ils peuvent être entièrement remis.
1    En règle générale, les frais de procédure comprenant l'émolument d'arrêté, les émoluments de chancellerie et les débours sont mis, dans le dispositif, à la charge de la partie qui succombe. Si celle-ci n'est déboutée que partiellement, ces frais sont réduits. À titre exceptionnel, ils peuvent être entièrement remis.
2    Aucun frais de procédure n'est mis à la charge des autorités inférieures, ni des autorités fédérales recourantes et déboutées; si l'autorité recourante qui succombe n'est pas une autorité fédérale, les frais de procédure sont mis à sa charge dans la mesure où le litige porte sur des intérêts pécuniaires de collectivités ou d'établissements autonomes.
3    Des frais de procédure ne peuvent être mis à la charge de la partie qui a gain de cause que si elle les a occasionnés en violant des règles de procédure.
4    L'autorité de recours, son président ou le juge instructeur perçoit du recourant une avance de frais équivalant aux frais de procédure présumés. Elle lui impartit pour le versement de cette créance un délai raisonnable en l'avertissant qu'à défaut de paiement elle n'entrera pas en matière. Si des motifs particuliers le justifient, elle peut renoncer à percevoir la totalité ou une partie de l'avance de frais.101
4bis    L'émolument d'arrêté est calculé en fonction de l'ampleur et de la difficulté de la cause, de la manière de procéder des parties et de leur situation financière. Son montant est fixé:
a  entre 100 et 5000 francs dans les contestations non pécuniaires;
b  entre 100 et 50 000 francs dans les autres contestations.102
5    Le Conseil fédéral établit un tarif des émoluments.103 L'art. 16, al. 1, let. a, de la loi du 17 juin 2005 sur le Tribunal administratif fédéral104 et l'art. 73 de la loi du 19 mars 2010 sur l'organisation des autorités pénales105 sont réservés.106
und 2
SR 172.021 Loi fédérale du 20 décembre 1968 sur la procédure administrative (PA)
PA Art. 63 - 1 En règle générale, les frais de procédure comprenant l'émolument d'arrêté, les émoluments de chancellerie et les débours sont mis, dans le dispositif, à la charge de la partie qui succombe. Si celle-ci n'est déboutée que partiellement, ces frais sont réduits. À titre exceptionnel, ils peuvent être entièrement remis.
1    En règle générale, les frais de procédure comprenant l'émolument d'arrêté, les émoluments de chancellerie et les débours sont mis, dans le dispositif, à la charge de la partie qui succombe. Si celle-ci n'est déboutée que partiellement, ces frais sont réduits. À titre exceptionnel, ils peuvent être entièrement remis.
2    Aucun frais de procédure n'est mis à la charge des autorités inférieures, ni des autorités fédérales recourantes et déboutées; si l'autorité recourante qui succombe n'est pas une autorité fédérale, les frais de procédure sont mis à sa charge dans la mesure où le litige porte sur des intérêts pécuniaires de collectivités ou d'établissements autonomes.
3    Des frais de procédure ne peuvent être mis à la charge de la partie qui a gain de cause que si elle les a occasionnés en violant des règles de procédure.
4    L'autorité de recours, son président ou le juge instructeur perçoit du recourant une avance de frais équivalant aux frais de procédure présumés. Elle lui impartit pour le versement de cette créance un délai raisonnable en l'avertissant qu'à défaut de paiement elle n'entrera pas en matière. Si des motifs particuliers le justifient, elle peut renoncer à percevoir la totalité ou une partie de l'avance de frais.101
4bis    L'émolument d'arrêté est calculé en fonction de l'ampleur et de la difficulté de la cause, de la manière de procéder des parties et de leur situation financière. Son montant est fixé:
a  entre 100 et 5000 francs dans les contestations non pécuniaires;
b  entre 100 et 50 000 francs dans les autres contestations.102
5    Le Conseil fédéral établit un tarif des émoluments.103 L'art. 16, al. 1, let. a, de la loi du 17 juin 2005 sur le Tribunal administratif fédéral104 et l'art. 73 de la loi du 19 mars 2010 sur l'organisation des autorités pénales105 sont réservés.106
VwVG).

7.2 Den vertretenen Beschwerdeführenden ist angesichts ihres Obsiegens in Anwendung von Art. 64
SR 172.021 Loi fédérale du 20 décembre 1968 sur la procédure administrative (PA)
PA Art. 64 - 1 L'autorité de recours peut allouer, d'office ou sur requête, à la partie ayant entièrement ou partiellement gain de cause une indemnité pour les frais indispensables et relativement élevés qui lui ont été occasionnés.
1    L'autorité de recours peut allouer, d'office ou sur requête, à la partie ayant entièrement ou partiellement gain de cause une indemnité pour les frais indispensables et relativement élevés qui lui ont été occasionnés.
2    Le dispositif indique le montant des dépens alloués qui, lorsqu'ils ne peuvent pas être mis à la charge de la partie adverse déboutée, sont supportés par la collectivité ou par l'établissement autonome au nom de qui l'autorité inférieure a statué.
3    Lorsque la partie adverse déboutée avait pris des conclusions indépendantes, les dépens alloués peuvent être mis à sa charge, dans la mesure de ses moyens.
4    La collectivité ou l'établissement autonome au nom de qui l'autorité inférieure a statué répond des dépens mis à la charge de la partie adverse déboutée en tant qu'ils se révéleraient irrécouvrables.
5    Le Conseil fédéral établit un tarif des dépens.107 L'art. 16, al. 1, let. a, de la loi du 17 juin 2005 sur le Tribunal administratif fédéral108 et l'art. 73 de la loi du 19 mars 2010 sur l'organisation des autorités pénales109 sont réservés.110
VwVG und Art. 7 Abs. 1
SR 173.320.2 Règlement du 21 février 2008 concernant les frais, dépens et indemnités fixés par le Tribunal administratif fédéral (FITAF)
FITAF Art. 7 Principe - 1 La partie qui obtient gain de cause a droit aux dépens pour les frais nécessaires causés par le litige.
1    La partie qui obtient gain de cause a droit aux dépens pour les frais nécessaires causés par le litige.
2    Lorsqu'une partie n'obtient que partiellement gain de cause, les dépens auxquels elle peut prétendre sont réduits en proportion.
3    Les autorités fédérales et, en règle générale, les autres autorités parties n'ont pas droit aux dépens.
4    Si les frais sont relativement peu élevés, le tribunal peut renoncer à allouer des dépens.
5    L'art. 6a s'applique par analogie.7
des Reglements vom 21. Februar 2008 über die Kosten und Entschädigungen vor dem Bundesverwaltungsgericht (VGKE, SR 173.320.2) eine Entschädigung für die ihnen notwendigerweise erwachsenen Parteikosten zuzusprechen.

Seitens der Rechtsvertretung wurde keine Kostennote eingereicht. Auf Nachforderung einer solchen kann indes verzichtet werden, da der Aufwand für das vorliegende Beschwerdeverfahren zuverlässig abgeschätzt werden kann (Art. 14 Abs. 2
SR 173.320.2 Règlement du 21 février 2008 concernant les frais, dépens et indemnités fixés par le Tribunal administratif fédéral (FITAF)
FITAF Art. 14 Calcul des dépens - 1 Les parties qui ont droit aux dépens et les avocats commis d'office doivent faire parvenir avant le prononcé un décompte de leurs prestations au tribunal.
1    Les parties qui ont droit aux dépens et les avocats commis d'office doivent faire parvenir avant le prononcé un décompte de leurs prestations au tribunal.
2    Le tribunal fixe les dépens et l'indemnité des avocats commis d'office sur la base du décompte. A défaut de décompte, le tribunal fixe l'indemnité sur la base du dossier.
in fine VGKE). In Anwendung der genannten Bestimmung und unter Berücksichtigung der massgeblichen Bemessungsfaktoren (vgl. Art. 8 ff
SR 173.320.2 Règlement du 21 février 2008 concernant les frais, dépens et indemnités fixés par le Tribunal administratif fédéral (FITAF)
FITAF Art. 8 Dépens - 1 Les dépens comprennent les frais de représentation et les éventuels autres frais de la partie.
1    Les dépens comprennent les frais de représentation et les éventuels autres frais de la partie.
2    Les frais non nécessaires ne sont pas indemnisés.
. VGKE) ist das SEM anzuweisen, den Beschwerdeführenden eine Parteientschädigung in der Höhe von pauschal Fr. 1'000. (inkl. Auslagen) auszurichten.

(Dispositiv nächste Seite)

Demnach erkennt das Bundesverwaltungsgericht:

1.
Die Beschwerde wird gutgeheissen.

2.
Die Verfügung des SEM vom 3. November 2015 wird aufgehoben. Das SEM wird angewiesen, den Beschwerdeführenden in der Schweiz Asyl zu gewähren.

3.
Es werden keine Verfahrenskosten auferlegt.

4.
Das SEM wird angewiesen, den Beschwerdeführenden eine Parteientschädigung in der Höhe von Fr. 1'000.- zu entrichten.

5.
Dieses Urteil geht an die Beschwerdeführenden, das SEM und die zuständige kantonale Behörde.

Die vorsitzende Richterin: Die Gerichtsschreiberin:

Christa Luterbacher Regina Derrer

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