92 IV 61
16. Auszug aus dem Urteil des Kassationshofes vom 4. Februar 1966 i.S. Studer gegen Schweizerische Bundesanwaltschaft.
Regeste (de):
- 1. Art. 306 Abs. 2
, Art. 309 Abs. 1
und 2
BStP. Die Befugnis, in Fiskalstrafsachen kantonale Rechtsmittel zu ergreifen, ist ausdrücklich dem Bundesanwalt vorbehalten. Demgemäss können ihm auch die Rechtsmittelfristen erst vom Tage an laufen, an dem das Urteil der Bundesanwaltschaft zugekommen ist.
- 2. Frage offen gelassen, ob der Bundesanwalt sich in Fiskalstrafsachen an die zehntägige Frist des Art. 267
BStP oder an die jeweilige Frist des kantonalen Prozessrechtes zu halten hat (Erw. 1).
- 3. Art. 20 Abs. 1 lit. a, 22 Abs. 1 und 3 WUStB. Bei der Entgegennahme von Waren an Zahlungsstatt ist die Steuer nicht nur auf dem Barpreis der verkauften Ware zu entrichten, sondern auch auf dem Betrag, der für den Eintausch auf den Verkaufspreis angerechnet wird (Erw. 4).
Regeste (fr):
- 1. Art. 306 al. 2, art. 309 al. 1 et 2 PPF. Selon une disposition expresse de la loi, c'est le procureur général de la Confédération qui peut se pourvoir devant les juridictions cantonales contre les jugements pénaux en matière fiscale. En conséquence, les délais de recours ne courent à son égard que du jour où le jugement lui a été communiqué.
- 2. Le Ministère public fédéral doit-il observer le délai de dix jours prévu par l'art. 267 PPF ou le délai fixé par le droit cantonal de procédure (question réservée)? (consid. 1).
- 3. Art. 20 al. 1 lit. a, 22 al. 1 et 3 A ChA. Lorsque des marchandises ont été reçues à titre de paiement, l'impôt doit être perçu non seulement sur le prix au comptant de la marchandise vendue, mais aussi sur le montant qui, ensuite de l'échange, a été imputé sur le prix de vente (consid. 4).
Regesto (it):
- 1. Art. 306 cpv. 2, art. 309 cpv. 1 e 2 PPF. La facoltà di adire le istanze cantonali nelle cause penali in materia fiscale è esplicitamente riservata al Procuratore generale della Confederazione. Pertanto, i termini di ricorso possono decorrere nei suoi confronti soltanto dal giorno in cui il giudizio è pervenuto al Ministero pubblico federale.
- 2. Nelle cause penali in materia fiscale il Procuratore generale deve osservare il termine di dieci giorni dell'art. 267 PPF oppure il rispettivo termine stabilito dal diritto procedurale cantonale? Questione lasciata indecisa (consid. 1).
- 3. Art. 20 cpv 1. lett. a, 22 cpv. 1 e 3 DCA. Quando la merce è consegnata a titolo di pagamento, l'imposta deve essere pagata non solo sul prezzo in contanti della merce venduta, ma anche sull'importo che, nel cambio, è stato computato sul prezzo di vendita (consid. 4).
Sachverhalt ab Seite 62
BGE 92 IV 61 S. 62
Aus dem Tatbestand:
Studer war bis 1959 Vertreter einer Traktorenfabrik. Seither handelt er auf eigene Rechnung, wobei er alte Traktoren und landwirtschaftliche Maschinen unter Anrechnung auf neue entgegennimmt. Anlässlich einer im Jahre 1964 durchgeführten Kontrolle der Eidg. Steuerverwaltung ergab sich, dass Studer in der Steuerperiode 1959-63 Fr. 16'291.--zu wenig an Umsatzsteuern bezahlt hatte. Fr. 12'206.30 davon entgingen der Verwaltung, weil er beim Eintausch alter Maschinen nur den Barpreis für die neuen Maschinen angab. Das Amtsgericht Luzern-Land verurteilte Studer am 7. Juli 1965 wegen Hinterziehung von Warenumsatzsteuern im Sinne von Art. 36 WUStB zu Fr. 300.-- Busse. Die Bundesanwaltschaft, die das Urteil am 5. August 1965 zugestellt erhielt, appellierte und verlangte, dass die Busse auf Fr. 3'000.-- erhöht werde. Studer erklärte daraufhin die Anschlussappellation und beantragte, auf die Appellation sei wegen Verspätung nicht einzutreten, eventuell sei er freizusprechen. Das Obergericht des Kantons Luzern änderte das Urteil des Amtsgerichtes am 26. Oktober 1965 dahin ab, dass es die Busse auf Fr. 2'500.-- festsetzte. Die Nichtigkeitsbeschwerde, die Studer gegen diesen Entscheid einreichte, wurde vom Bundesgericht abgewiesen.
Erwägungen
Aus den Erwägungen:
1. Der Bundesanwalt kann in Fiskalstrafsachen des Bundes auch vor den kantonalen Gerichten auftreten (Art. 15




BGE 92 IV 61 S. 63
und Vollzugsbehörde ist. Anfechten kann sie das Urteil aber nicht; diese Befugnis ist ausdrücklich dem Bundesanwalt vorbehalten (Art. 309 Abs. 2








4. Nach Art. 20 Abs. 1 lit. a WUStB wird die Steuer bei Lieferungen von der Summe der vereinnahmten Entgelte berechnet. Zum Entgelt gehört alles, was der Lieferer oder an seiner Stelle ein Dritter als Gegenleistung für die Ware erhält (Art. 22 Abs. 1 WUStB). Beim Tausch von Waren gilt der Wert jeder Ware als Entgelt für die andere Ware, bei der Hingabe an Zahlungsstatt der Betrag, der durch die Warenhingabe ausgeglichen
BGE 92 IV 61 S. 64
wird (Art. 22 Abs. 3 WUStB). Aus diesen Bestimmungen ergibt sich für den Steuerpflichtigen klar und eindeutig, dass bei der Entgegennahme von Waren an Zahlungsstatt die Steuer nicht nur auf dem Barpreis der verkauften Ware zu entrichten ist, sondern auch auf dem Betrag, der für den Eintausch auf den Verkaufspreis angerechnet wird.