S. 86 / Nr. 21 Schuldbetreibungs- und Konkursrecht (Kreisschreiben) (d, f, i)

BGE 54 III 86

21. Kreisschreiben (Circulaire) Nr. 4 vom 12. Juni 1913.

Regeste:
Zustellung von Mitteilungen im Betreibungs- und Konkursverfahren an in
Deutschland wohnhafte Personen.
Gemäss der Internationalen Übereinkunft betreffend Zivilprozessrecht vom 17.
Juli 1905 hat die Zustellung von Schriftstücken in Zivilsachen, also auch der
gesetzlich vorgeschriebenen Mitteilungen im Betreibungs- und Konkursverfahren,
an im Ausland befindliche Personen durch die zuständige Behörde des
betreffenden auswärtigen Staates zu geschehen. Die direkte Zusendung durch die
Post ist nach Art. 6 der Übereinkunft nur dann statthaft, wenn sie durch ein
Abkommen zwischen den beiden Staaten zugelassen worden ist oder wenn, in
Ermangelung eines solchen Abkommens, der Staat, in dessen Gebiet die
Zustellung erfolgen soll, nicht widerspricht.
Im Anschluss an einen kürzlich behandelten Spezialfall, in dem ein
Zahlungsbefehl an einen in Deutschland wohnhaften Schuldner durch die Post
zugestellt worden war, haben wir daher das eidgenössische Justiz- und
Polizeidepartement um Auskunft darüber angegangen, wie sich Deutschland zu
dieser Frage stelle. Das Departement hat darauf durch die Gesandtschaft die
deutsche Regierung um Abgabe einer grundsätzlichen Erklärung ersucht und vom
deutschen auswärtigen Amte die

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Antwort erhalten, dass die Zustellung von Urkunden in Deutschland als ein
obrigkeitlicher Akt angesehen werde, der ohne Mitwirkung der dazu berufenen
deutschen Behörden nicht zur Ausführung gebracht werden könne. Die Kaiserliche
Regierung habe daher stets gegen die unmittelbare Zustellung von Urkunden an
in Deutschland wohnhafte Personen durch die Post Widerspruch erhoben, wenn
solche Fälle zu ihrer Kenntnis gelangt seien. Aus dem Geschäftsberichte des
Eidg. Justiz- und Polizeidepartements für 1910, B Polizeiwesen, III Rogatorien
Nr. 14 (Bbl 1911 I S. 450) ergibt sich, dass Deutschland diese Auffassung der
Schweiz gegenüber bereits im Jahre 1909 bei Anlass eines konkreten Falles zum
Ausdruck gebracht hat.
Um weitere Anstände zu verhüten, geben wir Ihnen hievon gemäss Art. 15
SR 281.1 Bundesgesetz vom 11. April 1889 über Schuldbetreibung und Konkurs (SchKG)
SchKG Art. 15 - 1 Der Bundesrat übt die Oberaufsicht über das Schuldbetreibungs- und Konkurswesen aus und sorgt für die gleichmässige Anwendung dieses Gesetzes.
1    Der Bundesrat übt die Oberaufsicht über das Schuldbetreibungs- und Konkurswesen aus und sorgt für die gleichmässige Anwendung dieses Gesetzes.
2    Er erlässt die zur Vollziehung dieses Gesetzes erforderlichen Verordnungen und Reglemente.
3    Er kann an die kantonalen Aufsichtsbehörden Weisungen erlassen und von denselben jährliche Berichte verlangen.
4    ...23
5    Er koordiniert die elektronische Kommunikation zwischen den Betreibungs- und Konkursämtern, den Grundbuch- und Handelsregisterämtern, den Gerichten und dem Publikum.24
SchKG
und Art. 17
SR 281.1 Bundesgesetz vom 11. April 1889 über Schuldbetreibung und Konkurs (SchKG)
SchKG Art. 15 - 1 Der Bundesrat übt die Oberaufsicht über das Schuldbetreibungs- und Konkurswesen aus und sorgt für die gleichmässige Anwendung dieses Gesetzes.
1    Der Bundesrat übt die Oberaufsicht über das Schuldbetreibungs- und Konkurswesen aus und sorgt für die gleichmässige Anwendung dieses Gesetzes.
2    Er erlässt die zur Vollziehung dieses Gesetzes erforderlichen Verordnungen und Reglemente.
3    Er kann an die kantonalen Aufsichtsbehörden Weisungen erlassen und von denselben jährliche Berichte verlangen.
4    ...23
5    Er koordiniert die elektronische Kommunikation zwischen den Betreibungs- und Konkursämtern, den Grundbuch- und Handelsregisterämtern, den Gerichten und dem Publikum.24
, 23
SR 281.1 Bundesgesetz vom 11. April 1889 über Schuldbetreibung und Konkurs (SchKG)
SchKG Art. 15 - 1 Der Bundesrat übt die Oberaufsicht über das Schuldbetreibungs- und Konkurswesen aus und sorgt für die gleichmässige Anwendung dieses Gesetzes.
1    Der Bundesrat übt die Oberaufsicht über das Schuldbetreibungs- und Konkurswesen aus und sorgt für die gleichmässige Anwendung dieses Gesetzes.
2    Er erlässt die zur Vollziehung dieses Gesetzes erforderlichen Verordnungen und Reglemente.
3    Er kann an die kantonalen Aufsichtsbehörden Weisungen erlassen und von denselben jährliche Berichte verlangen.
4    ...23
5    Er koordiniert die elektronische Kommunikation zwischen den Betreibungs- und Konkursämtern, den Grundbuch- und Handelsregisterämtern, den Gerichten und dem Publikum.24
OG auf dem Zirkularwege Kenntnis und ersuchen Sie, dafür zu
sorgen, dass die Zustellung von Urkunden im Betreibungs- und Konkursverfahren,
und zwar sowohl von eigentlichen Betreibungsurkunden im Sinne von Art. 64
SR 281.1 Bundesgesetz vom 11. April 1889 über Schuldbetreibung und Konkurs (SchKG)
SchKG Art. 64 - 1 Die Betreibungsurkunden werden dem Schuldner in seiner Wohnung oder an dem Orte, wo er seinen Beruf auszuüben pflegt, zugestellt. Wird er daselbst nicht angetroffen, so kann die Zustellung an eine zu seiner Haushaltung gehörende erwachsene Person oder an einen Angestellten geschehen.
1    Die Betreibungsurkunden werden dem Schuldner in seiner Wohnung oder an dem Orte, wo er seinen Beruf auszuüben pflegt, zugestellt. Wird er daselbst nicht angetroffen, so kann die Zustellung an eine zu seiner Haushaltung gehörende erwachsene Person oder an einen Angestellten geschehen.
2    Wird keine der erwähnten Personen angetroffen, so ist die Betreibungsurkunde zuhanden des Schuldners einem Gemeinde- oder Polizeibeamten zu übergeben.

SchKG, als von sonstigen Mitteilungen an in Deutschland wohnhafte Personen in
Zukunft nicht mehr durch die Post, sondern ausschliesslich durch Vermittlung
der zuständigen deutschen Behörde bewirkt werde. Dabei scheint uns
grundsätzlich nichts entgegenzustehen, dass die Betreibungs- und Konkursämter
sich zu diesem Zwecke direkt an die betreffende deutsche Behörde wenden, da zu
den «Gerichtsbehörden» im Sinne der Erklärungen zwischen der Schweiz und
Deutschland betreffend den unmittelbaren Geschäftsverkehr vom 1./13. Dezember
1878 doch wohl auch die mit der Zwangsvollstreckung betrauten Organe gerechnet
werden dürfen. Immerhin steht es Ihnen, sofern Sie dies für zweckmässiger
halten, selbstverständlich frei, den Aemtern Ihres Kantons vorzuschreiben,
dass sie sich zur Weiterleitung von Zustellungsgesuchen der Vermittlung einer
kantonalen Gerichtsstelle bedienen.

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Remise de communications relatives à la poursuite pour dette ou à la faillite
à des personnes domiciliées en Allemagne
A teneur de la convention internationale relative à la procédure civile, du 17
juillet 1905, les notifications d'actes judiciaires en matière civile, et par
conséquent aussi les notifications prescrites par la loi sur la poursuite pour
dettes et la faillite, doivent, lorsqu'elles sont adressées à des personnes se
trouvant à l'étranger, être faites par les soins de l'autorité compétente de
l'Etat étranger. A teneur de l'art. 6 de cette convention, la remise directe
de ces actes par la voie postale n'est autorisée que si une convention
intervenue entre les deux Etats l'admet ou si, à défaut d'une telle
convention, l'Etat sur le territoire duquel la notification doit être faite ne
s'y oppose pas.
A l'occasion d'un cas récent dans lequel un commandement de payer avait été
notifié par la voie postale à un ressortissant suisse domicilié en Allemagne,
nous avons demandé au Département fédéral de Justice et Police de nous faire
savoir si ce mode de procéder était admis par l'Allemagne. Par l'intermédiaire
de la Légation, le Département a alors sollicité du gouvernement allemand une
déclaration de principe à ce sujet; il a reçu du Ministère des Affaires
étrangères de l'Empire allemand la réponse qu'en Allemagne les notifications
constituaient un acte de souveraineté exigeant le concours des autorités
compétentes allemandes et que le gouvernement impérial, chaque fois qu'il en
avait eu connaissance, s'était toujours opposé à la remise directe d'actes
officiels par la voie postale à des personnes domiciliées en Allemagne. Il
résulte au reste du rapport de gestion du Département fédéral de Justice et
Police pour l'année 1910 (voir Feuille fédérale 1911 I p. 521, sous B, Police
III, Commissions rogatoires No 14), que l'Allemagne avait, déjà en 1909,
communiqué à la Suisse sa manière de voir sur cette question.
Afin d'éviter des difficultés à l'avenir, nous vous

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donnons connaissance de ces faits par voie de circulaire, conformément à
l'art. 15 LP et aux art. 17 et 23 OJF, et nous vous invitons à procéder
dorénavant, non point par la voie postale, mais uniquement par l'entremise des
autorités allemandes compétentes, pour ce qui a trait, non seulement à la
notification des actes de poursuite proprement dits au sens de l'art. 64 LP,
mais aussi - pour toutes autres communications à l'adresse de personnes
domiciliées en Allemagne. Rien, du reste, ne nous paraît s'opposer en principe
à ce que les offices de poursuite et de faillite s'adressent directement dans
ce but aux autorités allemandes compétentes, puisque les fonctionnaires
chargés de l'exécution forcée rentrent sans doute dans la catégorie des
«autorités judiciaires» mentionnées dans les «Déclarations» des 1er/13
décembre 1878 échangées entre la Suisse et l'Allemagne au sujet de la
correspondance directe. Néanmoins il va sans dire que, si vous le jugez plus
opportun, vous êtes libre de donner pour instruction aux offices de votre
centon de transmettre leurs communications et notifications par
l'intermédiaire des autorités judiciaires cantonales.
Consegna della comunicazioni relative alle esecuzioni ed al fallimenti a
persone domiciliate in Germania.

A sensi della convenzione internazionale del 17 luglio 1905 sulla procedura
civile, le notifiche degli atti giudiziari di diritto civile e quindi anche
quelle prescritte dalla legge sull'esecuzione e sul fallimento alle persone
residenti all'estero devono avvenire a cura dell'autorità competente del paese
di dimora del destinatario. Giusta l'articolo 6 di questa convenzione, la
consegna diretta a mezzo postale non è ammessa se non quando esista un accordo
speciale tra i due Stati e per lo meno quando lo Stato, dove la consegua deve
aver luogo, non vi si opponga.
Avendo noi, in occasione di un caso recente in cui un precetto esecutivo era
stato notificato direttamente a

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un debitore dimorante in Germania, chiesto al Dipartimento federale di
Giustizia e Polizia, se la Germania non si opponesse a questo modo di
procedere, il Dipartimento federale sollecitò dal governo imperiale una
dichiarazione di massima. Ne ebbe in risposta che in Germania le notifiche
costituiscono atto di sovranità che esige il concorso delle autorità
germaniche competenti e che il governo imperiale si è sempre opposto alla
consegua di atti ufficiali per il solo tramite postale alle persone
domiciliate sul suo territorio. Risulta del resto dal rapporto di gestione del
Dipartimento federale di Giustizia e Polizia del 1910 (vedi Foglio ufficiale
federale 1911, edizione francese I, p. 521, B, Polizia III, Commissioni
rogatorie) che questo era già nel 1909 il punto di vista germanico.
Allo scopo di evitare delle difficoltà e conformemente agli articoli 15 LEF e
17 e 23 OG vi diamo comunicazione di questi fatti e vi invitiamo a procedere
d'ora in poi non più per la via postale, ma solamente per mezzo delle autorità
germaniche competenti, alle notificazioni degli atti esecutivi propriamente
detti (articolo 64 LEF) non solo, ma anche ad ogni altra specie di
comunicazioni ufficiali indirizzate a persone domiciliate in Germania. Nulla
osta a che gli uffici di esecuzione e dei fallimenti facciano capo a
quest'uopo direttamente alle autorità germaniche competenti, poichè gli
ufficiali publici incaricati dell'esecuzione forzata sono senza dubbio da
annoverarsi nella categoria delle «autorità giudiziarie» previste dalla
«dichiahzione» del 1°/13 dicembre 1878 tra la Svizzera e la Germania e
concernente la corrispondenza diretta. Torna inutile l'aggiungere che voi
potete ordinare, se cosi meglio vi aggrada, ai vostri uffici di trasmettere le
loro comunicazioni e notifiche alle autorità germaniche per l'intermedio delle
autorità giudiziarie cantonali.
Entscheidinformationen   •   DEFRITEN
Dokument : 54 III 86
Datum : 01. Januar 1927
Publiziert : 12. Juni 1928
Quelle : Bundesgericht
Status : 54 III 86
Sachgebiet : BGE - Schuldbetreibungs- und Konkursrecht
Gegenstand : Zustellung von Mitteilungen im Betreibungs- und Konkursverfahren an in Deutschland wohnhafte...


Gesetzesregister
OG: 17  23
SchKG: 15 
SR 281.1 Bundesgesetz vom 11. April 1889 über Schuldbetreibung und Konkurs (SchKG)
SchKG Art. 15 - 1 Der Bundesrat übt die Oberaufsicht über das Schuldbetreibungs- und Konkurswesen aus und sorgt für die gleichmässige Anwendung dieses Gesetzes.
1    Der Bundesrat übt die Oberaufsicht über das Schuldbetreibungs- und Konkurswesen aus und sorgt für die gleichmässige Anwendung dieses Gesetzes.
2    Er erlässt die zur Vollziehung dieses Gesetzes erforderlichen Verordnungen und Reglemente.
3    Er kann an die kantonalen Aufsichtsbehörden Weisungen erlassen und von denselben jährliche Berichte verlangen.
4    ...23
5    Er koordiniert die elektronische Kommunikation zwischen den Betreibungs- und Konkursämtern, den Grundbuch- und Handelsregisterämtern, den Gerichten und dem Publikum.24
64
SR 281.1 Bundesgesetz vom 11. April 1889 über Schuldbetreibung und Konkurs (SchKG)
SchKG Art. 64 - 1 Die Betreibungsurkunden werden dem Schuldner in seiner Wohnung oder an dem Orte, wo er seinen Beruf auszuüben pflegt, zugestellt. Wird er daselbst nicht angetroffen, so kann die Zustellung an eine zu seiner Haushaltung gehörende erwachsene Person oder an einen Angestellten geschehen.
1    Die Betreibungsurkunden werden dem Schuldner in seiner Wohnung oder an dem Orte, wo er seinen Beruf auszuüben pflegt, zugestellt. Wird er daselbst nicht angetroffen, so kann die Zustellung an eine zu seiner Haushaltung gehörende erwachsene Person oder an einen Angestellten geschehen.
2    Wird keine der erwähnten Personen angetroffen, so ist die Betreibungsurkunde zuhanden des Schuldners einem Gemeinde- oder Polizeibeamten zu übergeben.
BGE Register
54-III-86
Stichwortregister
Sortiert nach Häufigkeit oder Alphabet
deutschland • die post • departement • konkursverfahren • vermittler • mais • kenntnis • stelle • ejpd • betreibungsurkunde • mitwirkungspflicht • frage • zwangsvollstreckung • zivilsache • schuldner • zahlungsbefehl • schuldbetreibungs- und konkursrecht • adresse
BBl
1911/I/450