S. 81 / Nr. 20 Schuldbetreibungs- und Konkursrecht (Kreisschreiben) (d, f, i)

BGE 54 III 81

20. Kreisschreiben (Circulaire) Nr. 3 vom 6. Februar 1913.


Seite: 81
Regeste:
Auslieferung polizeilich beschlagnahmter Gegenstände eines strafrechtlich
Verfolgten an auswärtige Staaten.
Gemäss Art. 27 des Bundesgesetzes betreffend die Auslieferung gegenüber dem
Auslande sind im Falle der Bewilligung der Auslieferung den Behörden des
ersuchenden Staates mit der Person des Verfolgten auch die Papiere, Wertsachen
und andern in Beschlag genommenen Gegenstände zu übergeben, die sich auf das
Vergehen beziehen, wegen dessen die Auslieferung stattfindet. Ähnliche
Bestimmungen finden sich in einer Reihe von Auslieferungsverträgen der Schweiz
mit auswärtigen Staaten.
Neben die Auslieferung der Person des Verfolgten tritt also gegebenenfalls als
Akzessorium die sog. Sachauslieferung. Darüber, ob und in welchem Umfange im
einzelnen Falle eine solche erfolgen soll, entscheidet die Behörde, welche die
Auslieferung der Person zu bewilligen hat, also je nachdem der Verfolgte sich
mit seiner Auslieferung einverstanden erklärt oder dagegen eine auf
Auslieferungsgesetz, Gegenrechtserklärung oder Staatsvertrag gestützte
Einsprache erhebt, entweder der Bundesrat oder das Bundesgericht. Haben diese
einmal die Auslieferung verfügt, so kann die Vollziehung ihrer Anordnung durch
privatrechtliche Ansprüche Dritter an den betreffenden Gegenständen nicht
gehindert werden. Dieses Prinzip ergibt sich, soweit die Auslieferung auf
Grund des Bundesgesetzes stattfindet, aus Art. 27, letzter Absatz desselben,
wonach allfällige Rechte Dritter nur vorbehalten werden, also die Auslieferung
selbst nicht ausschliessen sollen; soweit sie auf Grund eines Staatsvertrages
stattfindet, folgt es ohne weiteres aus der Erwägung, dass die durch den
Vertrag begründete völkerrechtliche Pflicht den privaten Interessen vorgehen
muss. Dem Falle, wo an

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den auszuliefernden Gegenständen dingliche Rechte Dritter bestehen, ist
derjenige gleichzustellen, wo sie zur Sicherung von Forderungen an den
Verfolgten mit Arrest belegt oder gepfändet worden sind. Das Bestehen eines
Arrestes oder einer Pfändung berechtigt also den Betreibungsbeamten nicht, die
Aushingabe der den Gegenstand des Auslieferungsentscheides bildenden Sachen an
die mit dem Vollzug der Auslieferung betrauten Behörden zu verweigern, sondern
es hat auch hier der betreibungsrechtliche Beschlag dem öffentlichrechtlichen
zu weichen. Dies ist für einen Fall, wo die Auslieferung zufolge Einsprache
des Verfolgten vom Bundesgericht bewilligt worden war, bereits durch dessen
Urteil vom 15. September 1906 in Sachen Belenzow (AS 32 I Nr. 77)
ausgesprochen worden. Es muss aber auch da gelten, wo der
Auslieferungsentscheid mangels einer solchen Einsprache vom Bundesrat
ausgegangen ist, da, sobald der Verfolgte selbst in seine Auslieferung
einwilligt, der Bundesrat eben nicht nur über diese, sondern auch über die
damit akzessorisch verbundene Sachauslieferung endgültig zu befinden hat.
Nachdem es trotzdem neuerdings vorgekommen ist, dass ein Betreibungsamt
polizeilich in Beschlag genommene Gegenstände eines strafrechtlich Verfolgten
arrestiert und gepfändet und sich sodann unter Berufung hierauf dem Vollzuge
des Auslieferungsentscheides des Bundesrates widersetzt hat, sehen wir uns
daher, einem Wunsche des eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartementes
Folge gebend, veranlasst, gestützt auf Art. 15
SR 281.1 Bundesgesetz vom 11. April 1889 über Schuldbetreibung und Konkurs (SchKG)
SchKG Art. 15 - 1 Der Bundesrat übt die Oberaufsicht über das Schuldbetreibungs- und Konkurswesen aus und sorgt für die gleichmässige Anwendung dieses Gesetzes.
1    Der Bundesrat übt die Oberaufsicht über das Schuldbetreibungs- und Konkurswesen aus und sorgt für die gleichmässige Anwendung dieses Gesetzes.
2    Er erlässt die zur Vollziehung dieses Gesetzes erforderlichen Verordnungen und Reglemente.
3    Er kann an die kantonalen Aufsichtsbehörden Weisungen erlassen und von denselben jährliche Berichte verlangen.
4    ...23
5    Er koordiniert die elektronische Kommunikation zwischen den Betreibungs- und Konkursämtern, den Grundbuch- und Handelsregisterämtern, den Gerichten und dem Publikum.24
SchKG und Art. 17
SR 281.1 Bundesgesetz vom 11. April 1889 über Schuldbetreibung und Konkurs (SchKG)
SchKG Art. 15 - 1 Der Bundesrat übt die Oberaufsicht über das Schuldbetreibungs- und Konkurswesen aus und sorgt für die gleichmässige Anwendung dieses Gesetzes.
1    Der Bundesrat übt die Oberaufsicht über das Schuldbetreibungs- und Konkurswesen aus und sorgt für die gleichmässige Anwendung dieses Gesetzes.
2    Er erlässt die zur Vollziehung dieses Gesetzes erforderlichen Verordnungen und Reglemente.
3    Er kann an die kantonalen Aufsichtsbehörden Weisungen erlassen und von denselben jährliche Berichte verlangen.
4    ...23
5    Er koordiniert die elektronische Kommunikation zwischen den Betreibungs- und Konkursämtern, den Grundbuch- und Handelsregisterämtern, den Gerichten und dem Publikum.24
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SR 281.1 Bundesgesetz vom 11. April 1889 über Schuldbetreibung und Konkurs (SchKG)
SchKG Art. 15 - 1 Der Bundesrat übt die Oberaufsicht über das Schuldbetreibungs- und Konkurswesen aus und sorgt für die gleichmässige Anwendung dieses Gesetzes.
1    Der Bundesrat übt die Oberaufsicht über das Schuldbetreibungs- und Konkurswesen aus und sorgt für die gleichmässige Anwendung dieses Gesetzes.
2    Er erlässt die zur Vollziehung dieses Gesetzes erforderlichen Verordnungen und Reglemente.
3    Er kann an die kantonalen Aufsichtsbehörden Weisungen erlassen und von denselben jährliche Berichte verlangen.
4    ...23
5    Er koordiniert die elektronische Kommunikation zwischen den Betreibungs- und Konkursämtern, den Grundbuch- und Handelsregisterämtern, den Gerichten und dem Publikum.24
OG, im
Zirkularwege auf die in der Materie geltenden Rechtsgrundsätze hinzuweisen.
Extradition aux Etats étrangers d'objets saisis par la police et qui
appartiennent à un individu poursuivi pénalement.
Conformément à l'article 27 de la loi fédérale sur l'extradition aux Etats
étrangers, il y a lieu de livrer

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aux autorités de l'Etat requérant non seulement la personne de l'extradé, mais
aussi les papiers, valeurs et autres objets saisis qui se rattachent à
l'infraction pour laquelle l'extradition est opérée. Des prescriptions
analogues sont édictées par plusieurs traités d'extradition conclus entre la
Suisse et des Etats étrangers.
L'extradition des objets constitue donc, le cas échéant, un accessoire de
l'extradition des personnes. La solution de la question de savoir si, et dans
quelle mesure, l'extradition des objets doit être accordée dans un cas donné
appartient à l'autorité chargée de prononcer sur l'extradition de la personne
poursuivie. Cette autorité sera par conséquent soit le Conseil fédéral, soit
le Tribunal fédéral, suivant que l'individu arrêté aura consenti à son
extradition ou qu'il aura, au contraire, soulevé contre celle-ci des
objections fondées sur la loi fédérale, sur un traité ou sur une déclaration
de réciprocité. Lorsque l'autorité compétente a décidé qu'il y a lieu à
extradition, l'exécution de cette décision ne peut plus être empêchée par des
prétentions de droit privé que des tiers feraient valoir sur les objets en
question. Ce principe découle, en tant que l'extradition a lieu en vertu de
loi fédérale, de l'article 27 précité, à teneur duquel les droits que des
tiers auraient pu acquérir sur les objets à livrer demeurent seulement
réservés et n'en excluent par conséquent point l'extradition. Si l'extradition
est accordée sur la base d'un traité, la même solution s'impose, car il va de
soi que l'obligation du droit des gens consacrée par le traité doit avoir le
pas sur les intérêts privés. Il faut assimiler, au cas ou des tiers ont acquis
des droits réels sur les objets à extrader, celui ou ces objets ont été
séquestrés ou saisis pour garantir des prétentions que des tiers font valoir
contre l'extradé. L'existence d'un séquestre ou d'une saisie ne confère donc
pas à l'office des poursuites le droit de se refuser à livrer aux autorités
chargées d'opérer l'extradition les objets qui sont désignés dans le prononcé
d'extradition. Ici encore, la saisie

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fondée sur le droit de poursuivre doit céder le pas à la saisie pratiquée en
vertu du droit public. Le Tribunal fédéral s'est déjà prononcé dans ce sens à
l'occasion d'une extradition qu'il a accordée ensuite de l'opposition formée
par l'extradé (arrêt du 15 septembre 1906, dans la cause Belenzow, RO 32 I no
77). Il doit en être de même dans le cas où le décret d'extradition émane du
Conseil fédéral, l'individu réclame n'ayant soulevé aucune objection contre
son extradition. En effet, du moment que la personne à extrader a déclaré
consentir à être livrée, c'est au Conseil fédéral qu'il appartient de
prononcer définitivement, non seulement sur la question de l'extradition de la
personne arrêtée, mais aussi sur la question accessoire de l'extradition des
objets saisis.
Il n'en est pas moins arrivé récemment qu'un office des poursuites a séquestré
et saisi des objets qui appartenaient à un individu poursuivi et qui étaient
déjà saisis par la police, et qu'il s'est opposé ensuite à l'exécution du
décret d'extradition rendu par le Conseil fédéral. Dès lors, et pour répondre
à un désir exprimé par le Département fédéral de justice et police, nous
saisissons cette occasion pour attirer votre attention sur les principes
exposés ci-dessus (art. 15 LP, 17 et 23 OJF).
Consegna agli Stati stranieri di oggetti sequestrati dalla polizia ed
appartenenti ad un individuo di cui fu ammessa l'estradizione.

In conformità dell'art. 27 della legge federale concernente l'estradizione
degli stranieri, si deve consegnare alle Autorità dello Stato impetrante non
solamente la persona stessa dell'estradando, ma altresi le carte, i valori e
tutti gli altri oggetti sequestrati che potessero aver rapporto col delitto
per il quale l'estradizione fu accordata.
La consegua degli oggetti è dunque un accessorio dell'estradizione delle
persone: l'esame della questione

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se e quali oggetti debbano, in un concreto caso, venir consegnati all'Autorità
requirente incombe alle Autorità competenti per conoscere dell'estradizione
della persona. Quest'Autorità è dunque o il Consiglio federale o il Tribunale
federale a seconda che la persona estradanda ha ammesso l'estradizione oppure
l'ha impugnata, basandosi alla legge federale, ad una convenzione
internazionale od ad una dichiarazione di reciprocità. Una volta che
l'Autorità competente ha pronunciato l'estradizione, l'esecuzione di questa
decisione non potrà venir impedita da pretese di diritto privato che dei terzi
potessero accampare sugli oggetti sequestrati e da conseguarsi. Questo
principio deriva dall'art. 27 l. c., in forza del quale i diritti dei terzi
sugli oggetti da consegnare restano riservati: queste pretese non ponno quindi
impedirne la consegna. Se poi l'estradizione è ammessa in virtù di un
trattato, la questione deve venir risolta nello stesso senso, poichè non si
può ammettere che il diritto delle genti, esplicitamente consacrato dal
trattato, sia posposto a delle pretese di carattere meramente privato. Il caso
poi, in cui queste terze persone avessero fatto pignorare o sequestrare gli
oggetti in garanzia di pretese che esse accampano contro l'estradando, deve
essere equiparato a quello in cui questi terzi vantano dei diritti reali sugli
oggetti da consegnarsi. L'esistenza di un pignoramento o di un sequestro non
conferisce all'Ufficio di esecuzioni il diritto di negare all'Autorità
incaricata dell'estradizione la consegua degli oggetti elencati nel giudizio
di estradizione. Il Tibunale federale ebbe già a pronunciarsi in questo senso
(ved. sentenza 15 settembre 1906 nella causa Belenzow, RU vol. 32 I no 77): la
medesima soluzione s'impone quando, non avendo il prevenuto fatto opposizione
all'estradizione, il decreto di estradizione fu pronunciato dal Consiglio
federale: difatti, dal momento che il prevenuto non ha impagnato
l'estradizione, il Consiglio federale ha da conoscere, non solamente
dell'estradizione

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della persona, ma altresî, accessoriamente, di quella degli oggetti. Essendo
avvenuto di recente che, malgrado la decisione citata del Tribunale federale,
un Ufficio di esecuzioni, pignorati certi oggetti appartenenti ad un individuo
da estradare, previo sequestro da parte della polizia, si rifiutasse ad
eseguire il decreto di estradizione sugli oggetti, questo Tribunale, aderendo
a desiderio espresso dal Dipartimento federale di giustizia e polizia, coglie
questa occasione per richiamare la vostra attenzione sui principi suesposti
(art. 15 LEeF, 17 et 23 OGF).
Entscheidinformationen   •   DEFRITEN
Dokument : 54 III 81
Datum : 01. Januar 1927
Publiziert : 06. Februar 1928
Quelle : Bundesgericht
Status : 54 III 81
Sachgebiet : BGE - Schuldbetreibungs- und Konkursrecht
Gegenstand : Auslieferung polizeilich beschlagnahmter Gegenstände eines strafrechtlich Verfolgten an auswärtige...


Gesetzesregister
OG: 17  23
SchKG: 15
SR 281.1 Bundesgesetz vom 11. April 1889 über Schuldbetreibung und Konkurs (SchKG)
SchKG Art. 15 - 1 Der Bundesrat übt die Oberaufsicht über das Schuldbetreibungs- und Konkurswesen aus und sorgt für die gleichmässige Anwendung dieses Gesetzes.
1    Der Bundesrat übt die Oberaufsicht über das Schuldbetreibungs- und Konkurswesen aus und sorgt für die gleichmässige Anwendung dieses Gesetzes.
2    Er erlässt die zur Vollziehung dieses Gesetzes erforderlichen Verordnungen und Reglemente.
3    Er kann an die kantonalen Aufsichtsbehörden Weisungen erlassen und von denselben jährliche Berichte verlangen.
4    ...23
5    Er koordiniert die elektronische Kommunikation zwischen den Betreibungs- und Konkursämtern, den Grundbuch- und Handelsregisterämtern, den Gerichten und dem Publikum.24
BGE Register
54-III-81
Stichwortregister
Sortiert nach Häufigkeit oder Alphabet
bundesrat • staatsvertrag • mais • bundesgericht • schuldbetreibungs- und konkursrecht • betreibungsbeamter • privates interesse • wertsache • betreibungsamt • departement • ersuchender staat