38 A. Staatsrechtliche Entscheidungen. Il. Abschnitt. Bundesgesetz e.

Danach fällt die Normierung ihres Verfahrens in die Machtbefugnis der
Kantone, soweit das Bundesgesetz selbst nicht beschränkende Bestimmungen
aufgestellt hat. Nun regelt dieses im allgemeinen nur den Inhalt,
nicht die Form der Funktionen jener Behörden, es beschränkt sich in
formeller Hinsicht auf die FestIegung weniger Grundsätze, z. V. Anhörung
des Schuldners, Art. 294, Vorladung der Gläubiger zur Verhandlung,
Art. 804, Frist von 10 Tagen für eine eventuelle Appellation, Art. 294,
2, Art. 307 u. s. m. Diese allein hat der kantonale Gesetzgeber
als bindende Anweisungen zu respektieren, während im übrigen für
das Verfahren kantonales Prozessrecht massgebend ist. Wenn daher die
ordentkichen Gerichte des Kante-us Appenzell J.-Rh. für ihre Funktionen
als Nachlassbehörden die kantonale Civilprozessordnung anwenden,
so widerspricht dieses Vorgehen also e priori den Jntentionen des
Bundesgesetzgebers nicht, im Gegenteil erweist es sich als die beim Mangel
von eidgenössischen Vorschriften über den Gang des Verfahrens einzige
mögliche Lösung. Die Frage, ob statt der Civilprozessordnung ein anderes
kantonales Gesetz in Anwendung kommen sollte, hat der Rekurrent nicht
aufgeworfen; sie würde übrigens für das Bundesgericht nur in Betracht
fallen, sofern daraus eine Verletzung verfassungsmässig garantierter
Rechte abgeleitet werden wollte Dagegen hat das Bundesgericht zu prùfen,
ob die im Einzelfall zugelassenen Bestimmungen des kantonalen Rechtes-,
also in casu das Rechtsmittel der Revision, nicht die für das Verfahren
aufgestellten Grundsätze des Bundes-

gesetzes verletzen, weil darin ein Verstoss gegen Art. 2 der Über-,

gangsbestimmungen zur Bundesverfassung liegen würde. Nun hat der Rekurrent
eine Verletzung solcher Art weder direkt behauptet, noch ist sie seinen
Anbringen zu entnehmen, denn fein Hinweis daraus, dass das Bundesgesetz
die Revision nicht erwähne, ist ohne Belang, da das kantonale Recht,
wie oben in Ablehnung des prinzipiellen Standpunktes des Rekurrenten
ausgeführt wurde, an sich ergänzend eintreten muss-

Übrigens ist der Rekursantwort des Kantonsgerichtes darin durchaus
beizustimmen, dass die Revision nach ihrem Zweck der Verbesserung
eines materiell unberechtigten Entscheides der vom Bundesgesetzgeber
beabsichtigten Ordnung des NachlassverfahrensHL Organisation der
Bundesrechtspflege. N° 9. 39

in keiner Weise widerspricht. Auch der Rekurrent hat keine Jnkonvenienzen
namhaft zu machen vermocht, welche aus der Salas: sung der Revision für
die Durchführung des Verfahrens resultieren sollten.

Z. Ergibt sich somit, dass in dem angefochtenen Entscheid eine Verletzung
des Art. 2 der Übergangsbestimmnngen zur Bundesverfassung nicht gefunden
werden farm, so ist der Rekurs als unbegründet in allen Teilen abzuweisen

Demnach hat das Bundesgericht

erkannt: Der Rekurs wird abgewiesen

III. Organisation der Bundesrechtspflege. Organisation judiciaire
fédérale.

9. Extra Left de è'arrét dee 26 février 1902, da.-ns Zeiten-Je
F.-L. (Zaider & 058 c. Quantz.

Recevabiiité d'un recours de droit public contre un arrèt inczdent renda
sur une question de procédure cantonale dans

une cause susceptible de donner lieu à un recours en réforme au Tribunal
fédérai.

Sur cette question, le Tribunal federal s'est prononcé comme suit:

Le Tribunal fédéral a jugé à plusieurs reprises qu'un recours pour deni
de just-ice n'est pas recevable contre de simples jugements incidents
des tribunaux cantonaux, mais ne peut étre formé qu'aprés le jugement au
fond. Toutefois, abstraction faite du point de savoir si l'errèt dont
est recours ne peut pas, au point de vue de ses efl'ets, étre envisagé
Gomme un jugement au fond, les raisons ci-après militent pour que,
dans le cas particulier, il soit fait exception à la. règle.

Ii est sans doute possible que les recomants obtiennent

40 A. Staatsrechtliehe Entscheidungen. Il. Abschnitt. Bundesgesetze.

l'adjudication de leurs conclusions au fond devant la Cour d'appel,
auquel cas il ne pourrait plus étre question d'une eiteln-se definitive
portée à, leur droit et tout motif de recours au Tribunal federal
pour deni de justice disparaîtrait. Mais comme il s'agit d'une cause
qui peut donner lieu è... un recours en reforme an Tribunal fédéral,
la partie adverse pourrauser de ce moyen de droit pour attaquer un
jugement de la Cour cantonale qui lui serait défavorable et il se peut
quele Tribunal fédéral, comme cour de droit civil, reforme ce jugement
pour des motifs tirés du droit matériel. Or il ne serait plus possible,
à ce moment, de revenir sur une interpretation prétendue erronee de
laprocédure cantonale. Dès lors, si l'on ne veut pas que les recourauts
se trouveut privés, dans cette éventualité, du droit de soumettre au
Tribunal fédéral, comme cour de droit public, la question de savoir
si uneViolation de l'art. 4 Const. fed. a été commise par le fait de
Pinterpretation arbitraire d'une disposition de procedure cantonale,
il faut admettre que leur recours est recevable des maintenant.

10. Urteil vom 20.-März 1902 in Sachen anfluh gegen Uri.

Einreichung eines staatsrechtlichen Beizen-see beim Bundesrat. Meinung-s-

ausiausch zwischen Bundesrat und Bundesgericht gemäss Art. 194.

Org-_Ges. Inkompetenzerliles-rang des Bundesrates. MWm-age, nach,
Ablauf der Rek-m'siefrist folgende Einreichung des Rest-Wege {mim
Bendesgerickt. Art. 178 Ziff. 3 Org.-Ges.

A. Mit Eingabe vom 7· Dezember 1901 hatten die Rekurrew ten beim
Bundesrate Beschwerde erhoben gegen die Beschlüsse desLandrates von
Uri vom 2. Oktober, promulgiert am 10. Oktober 1901, gemäss welchen in
Ergänzung des Reglements für den Verwaltung-Brut des Kantonsspitals vom
21. November 1889folgendes festgesetzt wurde:

DeiVerwaltungs-rat besteht aus fünf Mitgliedern, wovon vier durch den
Landrat zu wählen find...., Organisation der Bundesrechtspflege. N° 10. 41

im Ausführung dieses Beschlusses werden folgende Ergänzungswahlen
getroffen: 1. Hochw. Sgr. bischöfl. Kommissar und Pfarrer Z'. A. Gisler,
Altdorf. 2. Hr, Verhörrichter Z Wipfli, Erstfeld.

Die Rekurrenten stellten das Gesuch, es seien die vorbezeichneten
Beschlüsse des Landrates von Uri als verfassungswidrig auszuheben
und ftützten sich dabei in formeller Beziehung auf den zweitletzten
Absatz von Art. 189 des Org.-Ges., wonach der Bundesrat oder
die Bundesversammlung zu beurteilen haben: Beschwerden betreffend
kantonale Wahlen auf Grundlage sämtlieber einschlägigen Bestimmungen
des kantonalen Verfassungsirechtes.Beim Bundesgericht wurde damals kein
Rekurs eingereicht.

B. Nach Einleitung und Durchführung des in am. 194 OrgGes. vorgesehenen
Meinungsaustausches zwischen Bundesrat und Bundesgericht hat der Bundesrat
mit Beschluss vom 11. Februar 1902 erkannt:

Auf die Beschwerde wird wegen Jnkompetenz nicht eingetreten.

C. Mit Eingabe vom 23.J24. Februar wird dieselbe Beschwerde beim
Bundesgericht als staatsrechtlicher Rekurs im Sinne von Îîrt. 175
ff. O.-G. geltend gemacht unter Beifügung der Bemerung:

Zn formeller Beziehung wurde der Rekurs beim h. Bundesrat in nützlicher
Frist anhängig gemacht; das schliesst in sich, dass, angesichts der
Bestimmungen des Art. 194 des Qrg.-Ges., wonach die Uberleitung der
Beschwerde von der nicht kompetenten Amtsstelle an die kompetente
Bundesbehörde eigentlich von Armes wegen erfolgen soll, auch der
vorliegende Rekurs beim f). ssBundesgerichte als rechtzeitig eingereicht
angesehen werden mu .

Das Bundesgericht zieht in Erwägung:

1. Wie das Bundesgericht mehrfach erkannt hat, kann die Rekursfrisi
durch Anbringung des Rekurses bei einer inkompetenten Behörde nicht
gewahrt werden. Dieser Satz muss auch dann zur Anwendung gelangen, wenn
die Kompetenzfrage zu einem Meinungsaustausch zwischen Bundesrat Und
Bundesgericht im Sinne von Art. 194 Org.-Ges. Anlass gegeben hat. Vergl.
Decision information   •   DEFRITEN
Document : 28 I 39
Date : 26. Februar 1902
Published : 31. Dezember 1903
Source : Bundesgericht
Status : 28 I 39
Subject area : BGE - Verfassungsrecht
Subject : 38 A. Staatsrechtliche Entscheidungen. Il. Abschnitt. Bundesgesetz e. Danach fällt


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